Deos

ÖKO-TEST: 101 Deos im Test

07. Juli 2008 von

30. Juni 2008

… (Textauszug)

Das Testergebniss ist mitteldufte. Von 101 untersuchten Deos schneiden 20 mit "sehr gut" ab, 14 mit "gut". 18-mal vergaben wir die Note "befriedigend", 23-mal die Note "ausreichend". Abraten müssen wir von den neun "mangelhaften" und 17 "ungenügenden" Produkten.

Etliche Stoffe, die effektiv gegen Schweiß oder schweißzersetzende Bakterien wirken, bergen gesundheitliche Risiken. Ein solch hochwirksamer, aber umstrittener Stoff ist der aggressive Bakterienkiller Triclosan. Er steckt in sieben, zumeist hochpreisigen Deos aus der Parfümerie, von A wie Aqua di Gio bis V wie Vanderbilt sowie im Felce Azzurra Deo Spray Classic. Triclosan soll verhindern, dass sich Bakterien vermehren und den Schweiß zersetzen. Erst dadurch fängt der Schweiß nämlich an zu stinken. Allerdings können Bakterienkiller auch nützliche Bakterien angreifen und die Hautflora schädigen. Was Wissenschaftlern zudem Sorge bereitet, ist, dass Triclosan durch eine weite Verbreitung zu Antibiotikaresistenzen bei Bakterien führen und dafür verantwortlich sein könnte, dass auch medizinisch notwendige Antibiotika nicht mehr funktionieren. Wir werten Triclosan deshalb um vier Stufen ab.

Wirksam, aber nicht ohne Risiko sind auch Aluminiumsalze, mit denen 56 Deos ausgestattet sind. Aluminiumsalze verengen die Schweißkanäle und sorgen so dafür, dass man gar nicht erst so richtig ins Schwitzen gerät. Doch dadurch können sie die Haut reizen.

Das dritte Wirkprinzip von Deos ist es, den schlechten Geruch durch Parfüm zu übertünchen. Doch nicht alles, was gut riecht, ist auch wirklich gut. 14 Deos, auch hier sind wieder die teuren Produkte aus der Parfümerie stark vertreten, enthalten mehr als Spuren polyzyklischer Moschus-Verbindungen. Diese künstlichen Duftstoffe sollen das Duftstoffgemisch abrunden und die Duftkomponenten stabilisieren. Doch polyzyklische Moschus-Verbindungen reichern sich im Körper und in der Muttermilch an, von einigen ist eine hormonelle Wirkung bekannt. In Murnauers Mineral Achsel Geruch Stopp, Zerstäuber und Vanilla by Bettina Barty Roll-On Deodorant steckt darüber hinaus noch die Nitromoschus-Verbindung Moschus Keton, ein Duftstoff, der in Kosmetika nur noch in eingeschränkten Konzentrationen zugelassen ist. Drei Produkte werden von dem polyzyklischen Duftstoff Cashmeran beduftet, der sich ebenfalls im Fettgewebe anreichert.

Duftstoffe können auch zum Problem werden, wenn sie Kontaktallergien hervorrufen und die empfindliche Haut in den Achselhöhlen mit Juckreiz, Rötungen oder Bläschen reagiert. Manche Duftstoffe tun das äußerst selten, andere recht häufig. Als ganz besonders potente Allergene ordnet der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken Eichenmoosextrakt und Isoeugenol ein, die in sieben Deos enthalten sind. Häufig haben die beauftragten Labore auch Hydroxycitronellal, Cinnamylalkohol und Lyral gefunden. Sie sind zwar weniger allergen, aber immer noch kritisch zu sehen. Weitere Duftstoffe, die als schwache oder sehr schwache Allergene gelten und deshalb von uns keine Abwertung erhalten, stecken in 80 Deos. Majantol, ein Duftstoff, der nicht zu den 26 deklarationspflichtigen gehört, wurde dieses Mal in zwölf Produkten ermittelt. Seit Längerem weisen wir darauf hin, dass Majantol Probleme bereiten kann. Nun hat auch das Bundesinstitut für Risikoforschung festgestellt, dass der Duftstoff bei Allergikern eine Kontaktdermatitis hervorrufen kann. Die BfR-Schlussfolgerung, dass Majantol aber noch nicht in die Liste der deklarationspflichtigen Duftstoffe aufzunehmen ist, können wir allerdings nicht nachvollziehen.

Immer wieder ein Ärgernis: Diethylphthalat (DEP), das dieses Mal in 31 Deos enthalten ist, in neun davon sogar in stark erhöhtem Maße. Diethylphthalat wird in Deos eingesetzt, um den Alkohol zu vergällen und um die Duftstoffe zu fixieren. Das ist technisch praktisch, aber gesundheitlich umstritten. Denn Diethylphthalat beeinflusst den Schutzmechanismus der Haut

26 Deos enthalten Silikone/Paraffine/Erdölprodukte. Sie sollen Kosmetika eine hautpflegende Wirkung verleihen. In Deosprays erfüllen Silikone/Paraffine/Erdölprodukte aber vor allem technische Funktionen. Sie sorgen etwa für ein gleichmäßiges Verteilen der Aluminiumsalze im Produkt. Die Toxikologie dieser Stoffgruppe ist bis heute wenig erforscht. Die EU-Kommission hat Herstellern nun eine Prüf- und Informationspflicht für verschiedene Stoffe auferlegt, darunter auch Decamethylcyclopentasiloxan, kurz D5, das in etlichen von uns getesteten Deos nachgewiesen wurde. Die EU will klären, ob der Stoff als "PBT" einzuordnen ist, als persistenter, bioakkumulativer und toxischer Stoff, der sich in der Umwelt anreichert und dessen Wirkung auf den Menschen schwer abzuschätzen ist. Das Umweltbundesamt bewertet dieses Siloxan schon jetzt als PBT.

Wirkt’s oder wirkt’s nicht?

Die Aufgabe: Deos sollen Schweiß und Schweißgeruch eindämmen. Aber tun sie das wirklich? Wir haben die Hersteller gebeten, uns Unterlagen und Studien zur Wirksamkeit ihrer Produkte zu schicken. Viele sind diesem Anliegen nachgekommen. Vor allem für die Eigenmarken von Discountern und Drogerien gingen viele Wirksamkeitsnachweise ein. Andere Anbieter haben sich darauf beschränkt, zu schreiben: Als Wirkstoffe sind schweißhemmende Aluminiumsalze enthalten, die Wirkung dieser Stoffe ist belegt. Das stimmt. Aber wie sieht es bei anderen, milderen Deowirkstoffen aus?

Der Test: Viele Anbieter lassen die Wirkung ihrer Produkte mit Sniff-Tests überprüfen. Geschulte Prüfer beurteilen hier, wie stark eine deodorierte Achsel im Vergleich zur undeodorierten Achsel riecht. Der Haken: "Messen" können natürlich auch geschulte Nasen den Geruch nicht. Die Beurteilung der Profis kann ebenso variieren wie die Art und Weise, wie die Probanden schwitzen und riechen. Ob es mit Deo besser riecht als ohne, können die Nasen aber ziemlich sicher bestimmen. Die spannende Frage ist dabei allerdings, was nach acht oder 24 Stunden noch unter "besser" zu verstehen ist.

Das Ergebnis: Drei Produkte, drei Beispiele. Beim Ja! Deospray Fresh von Rewe und dem Pure & Basic Balance Intensive Deodorant Spray von Netto, die Schweißgeruch vor allem durch Triethyl Citrate und Alkohol bekämpfen, wurde die Geruchsbildung unter den Achseln auf einer Skala von eins (geringste Geruchsintensität) bis sechs (stärkste Geruchsintensität) nach 24 Stunden ohne Deo und Waschen mit gut fünf Punkten beurteilt. Die deodorierten Achseln lagen gut einen Punkt darunter. Bei dem aluminiumsalzhaltigen Pure & Basic-Deoroller von Netto sieht die Bilanz nur unwesentlich besser aus. Das ist also die ernüchternde Wahrheit hinter der "24-Stunden-Wirkung": Das Deo wirkt, aber taufrisch ist hier nichts mehr.

Die Alternative: Wie sieht es in der Naturkosmetik aus? Die Deos aus dem Haus Logocos, die auf Alkohol und Triethyl Citrate (Logona Oriental Deo Roll-on, Logona Nordic Deospray Sanddorn & Cranberry) und jene, die auf Alkohol und Parfüm setzen (Sante Natural Basics Deospray Bio-Zaubernuss und Limette), wirken rund acht Stunden lang. Auf der Geruchskala erzielten sie zu diesem Zeitpunkt etwa viereinhalb Punkte.

Die Lösung: Es ist Geschmackssache, wie dem Schweiß zu Leibe gerückt wird. In Anwendertests schneiden die Naturkosmetikdeos ohne Aluminiumsalz immer wieder gut ab. Mehr als 70 Prozent der Probanden, die das Lavera Body Spa Deo Roll-on Orange-Sanddorn testeten, gaben an, dass sich bei ihnen die Geruchs- und Schweißentwicklung reduziert hatte, mehr noch, dass sie auch bei Sport zufrieden waren. Und darum geht es ja schließlich.

Kleines Abc der Deo-Wirkstoffe

Aluminiumsalze sind ebenso effektiv wie problematisch. Sie bekämpfen das Übel an der Quelle, indem sie die Poren verstopfen, aus denen der Schweiß tritt. Der Schweißstau unter den Achseln kann jedoch zu Juckreiz und zu Hautirritationen führen.

Schweiß fängt erst dann zu stinken an, wenn er von Bakterien zersetzt wird. Der aggressive Bakterienkiller Triclosan macht diese Bakterien gefechtsunfähig und kann damit die Hautflora schädigen.

Schlechte Gerüche mit guten überdecken - der Klassiker. Deshalb kommt kaum ein Deodorant ganz ohne Parfüm aus. In vielen Fällen ist das auch kein Problem. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Duftstoffen, die häufig Kontaktallergien in den empfindlichen Achselhöhlen auslösen. Und schließlich ist eine allzu starke Beduftung auch Geschmacksache.

Der Zitronensäureester Triethyl Citrate wird auch in Naturkosmetik eingesetzt. Die Verbindung aus pflanzlichem Alkohol und natürlicher Zitronensäure gehört zur Gruppe der Enzyminhibitoren. Diese sollen verhindern, dass die Enzyme, die den Schweiß zersetzen und damit den Geruch verursachen, allzu aktiv werden. Die Bakterien, von denen diese Enzyme gebildet werden, bleiben unbeschädigt. Es darf also weiter geschwitzt werden, aber ohne Geruchsbelästigung. Manchem Hersteller ist diese Wirkung etwas zu mild: "Nach unseren Erfahrungen", erklärt Ralph Schumann von Edeka, "können mit Triethyl Citrate keine zufriedenstellenden Deoeffekte erreicht werden." Hier setzt man auf Ethylhexylglycerin.

Der milde Keimhemmer Ethylhexylglycerin soll Schweißgeruch verhindern, ohne die Hautflora zu zerstören. Er bekämpft vor allem das Vermehren der grampositiven Bakterien, die aus Schweiß einen unangenehmen Geruch bilden. Nach einer Herstellerstudie ist Ethylhexylglycerin eine echte Konkurrenz für Triclosan, das wir regelmäßig in Kosmetika kritisieren.

Alkohol desinfiziert, hält also die Bakterien in Schach und findet sich deshalb in vielen Deos.

Der Duftstoff Farnesol lässt Kosmetika nicht nur leicht nach Maiglöckchen riechen, er hemmt auch schweißzersetzende Bakterien. Deshalb wird er gerne als Deomittel eingesetzt.

Polyglyceryl-3 Caprylate soll verhindern, dass sich Bakterien in der feuchten Umgebung der Haut ungehemmt vermehren. Nach Herstellerstudien wirkt der Stoff mit dem komplizierten Namen mindestens genauso gut wie Triclosan.

Phenoxyethanol ist hauptsächlich als Konservierungsmittel bekannt, wird aber wegen seiner Fähigkeit, die Entwicklung von Bakterien zu hemmen, auch in Kosmetika eingesetzt. In der Natur kommt es in grünem Tee vor.

Naturkosmetikhersteller setzen auf natürliche Keimhemmer wie Hopfen, Fenchel, Melisse und Hamamelis. Pflanzenauszüge aus Salbei werden darüber hinaus auch wegen ihrer schweißhemmenden Wirkung gerne eingesetzt.