Mogelpackungen: Weniger drin für mehr Geld

Mit diesen Tricks werden wir beim Einkaufen manipuliert!

23. Apr. 2016 von

„Jetzt dauerhaft mehr Inhalt!“ Im Supermarkt sieht man viele neu aufgelegte Produkte, die mehr Inhalt oder mehr Portionen versprechen als ihre Vorgänger. Der Kunde greift hier natürlich zu, denn mehr Inhalt gibt’s doch sicherlich für gleich viel Geld. Falsch gedacht – das deckte jetzt die Hamburger Verberaucherzentrale auf: Weniger kostet mehr!

Der Trick ist dabei immer der gleiche: Über einen Zeitraum hinweg schrumpfen die Inhalte einer Packung. Von beispielsweise 20 Waschgängen pro Packung Waschmittel auf 15 oder von 250 Gramm Schokolade auf 200. Dann führt der Hersteller das Produkt groß umworben wieder neu an – mit dem Hinweis „Jetzt mit bis zu 20 Waschgängen“ oder „Jetzt mit 50 Gramm mehr Schokolade“. Nur der Preis unterscheidet sich deutlich vom Ausgangsprodukt dieser Schrumpfkur.

Das konkrete Beispiel: „Persil“-Flüssigwaschmittel der Firma Henkel. Im Jahr 2011 steckten ca. 20 Waschladungen in einer Plastikflasche zum Preis von 3,55 €. Daraufhin sank der Inhalt von 18 über 16 auf nur noch 15 Waschladungen. Im Jahr 2016 brachte Henkel die Flasche erneut mit 20 Waschladungen auf den Markt – jetzt allerdings mit einer Preiserhöhung von 26 Prozent für 5,95€ !

In einer aktualisierten Liste für den April 2016 hat die Verbraucherzentrale Hamburg diverse Mogelpackungen zusammengetragen – hier als PDF-Datei.

Experten nennen diese neue Masche „Füllmengen-Karussel“

Ein Blick die in die Zusammenstellung der Verbraucherzentrale zeigt: Über die gesamte Produktpalette wurde in den letzten Jahren das Füllmengen-Karussel gedreht. Egal ob die Anzahl der Tampons pro Packung, Tabak zum Selbstdrehen, die Größe von Wiener Würstchen, Mililiter beim Shampoo und und und – überall ist im Zeitvergleich weniger drin für mehr Preis.

Armin Valet von der Verbraucherzentrale erklärt die Motivation der Hersteller gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“: „Die Hersteller wollen ihren Umsatz mit positiven Werbebotschaften ankurbeln und locken Verbraucher auf eine falsche Fährte, um höhere Preise zu etablieren.“

In den letzten Jahren hatten die Hersteller die Verringerungen der Packungsgrößen immer wieder mit den gleichen Argumenten begründet: Bessere Angebote für Singles, Reduzierung von Kalorien, Prävention von Übergewicht. Jetzt entlarvt eine einfache Zweisatzrechnung diese Argumente wohl als scheinheiligen PR-Trick.

Und wo ist der Ausstieg aus dem Karussel?

Verbraucherschützer fordern nun eine „Transparenzplattform“ im Internet, auf der Hersteller Füllmengenänderungen melden müssen, um dem Kunden mehr Überblick im Karussel zu eröglichen. Welche Ausmaße die Trickserei annehmen kann, wiesen die Hamburger Verbraucherschützer eindrucksvoll für die „Bebe Zartcreme“ (Johnson & Johnson) nach und verliehen dem Produkt den Titel „Mogelpackung des Jahres 2015“. Der Hersteller verringerte im Jahr 2015 die Füllmenge bei drei verschiedenen Packungsgrößen – dies führte zu einer Preissteigerung von bis zu 84 Prozent.

Mehr Informationen zur Arbeit der Verbraucherzentrale Hamburg und den Mogelpackungen finden Sie hier.