Lebensmittel

Milchersatzprodukte im Öko-Test

02. Juni 2015 von

Immer mehr Menschen ernähren sich laktosefrei — aus gesundheitlichen, oder ethischen Gründen. Öko-Test hat Michersatzgetränke auf Spuren von Gentechnik und Schadstoffbelastung getestet.

Milchersatzprodukte auf Basis von Soja, Mandeln, Reis, Lupinen oder Getreide erobern derzeit die Supermärkte. Dabei gab es bis vor wenigen Jahren nur vereinzelt „Soja-Drinks“. (Der Begriff „Milch“ ist übrigens rechtlich geschützt und darf nur für das tierische Produkt verwendet werden.)

Was beim Kauf der Milchersatzprodukte beachtet werden muss und welche der Drinks zu empfehlen sind, hat jetzt ÖKO-Test anhand einer Untersuchung vorgestellt.

Kurz erklärt: Laktoseintoleranz

Bei einem gesunden Menschen produziert die Dünndarmschleimhaut das Enzym Laktase, das die Laktose in ihre Bausteine spaltet. Denn nur die einzelnen Bestandteile können in das Blut aufgenommen werden.

Leidet man an Laktoseintoleranz, auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt, findet die Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht, oder nur vermindert statt. So kann der mit der Nahrung aufgenommene Milchzucker nicht verdaut werden.

Die Folge: Betroffene leiden an unangenehmen Symptomen wie Blähungen, Bauchdrücken bis -krämpfen, Übelkeit, oder Erbrechen. Daher empfiehlt es sich für Betroffene auf laktosefreie Ersatzprodukte umzusteigen.

Doch nicht nur für Menschen mit Laktoseintoleranz sind die Ersatzprodukte eine tolle Alternative zur tierischen Milch: es gibt auch zahlreiche ethische Gründe — vor allem das Leiden der Tiere in der konventionellen Massentierhaltung — für den Umstieg auf Milchersatzprodukte.

Milchersatzprodukte: Soja problematisch

Sojadrinks sind bis heute die am häufigsten verkauften Milchersatzprodukte. Doch gerade Soja ist nicht unproblematisch: Einerseits verdrängen die Monokulturen vielerorts Regenwälder und damit Lebensräume von Mensch, Tier und Planzen. Zum anderen sind mittlerweile über 80 Prozent der Weltsojaproduktion gentechnisch verändert, meldet der Informationsdienst Transgen.

Vor allem auf den Sojafeldern der größten Erzeugerländer — USA, Paraguay, Argentinien und Brasilien — ist Gentechnik Standard. In der EU sieht die Situation zum Glück besser aus. (Eine Ausnahme ist Spanien.) Vorbildlich: In Deutschland gibt es laut ÖKO-Test derzeit kein einziges Feld, auf dem gentechnisch veränderte Organismen (GVO) angebaut werden.

Die Krux beim Thema Soja ist allerdings, dass nur ein Bruchteil des in Deutschland verbrauchten Sojas hierzulande angebaut wird. Laut Transgen werden jährlich 4,5 Millionen Tonnen Sojabohnen und -schrot eingeführt.

Und auch wer gentechnikfrei produzieren möchte, kann dieses Ziel praktisch nicht erreichen. Schließlich kennen Bienen keine Abstandsgrenzen beim Verbreiten der Pollen und auch nach der Ernte kann es noch zur Vermischung mit Gen-Soja kommen.

Öko-Test: Gentechnik bei Milchersatzprodukten

Um herauszufinden, wie gesund Milchersatz ist, hat ÖKO-Test 20 Produkte getestet. Im Labor standen Schadstoffuntersuchungen im Fokus. Die Reis- und Sojadrinks wurden zusätzlich auf gentechnisch veränderte Organismen untersucht.

Das Testergebnis kann sich sehen lassen: Knapp die Hälfte der Produkte schneiden mit „gut oder der Bestnote „sehr gut ab. Vier Produkten wurde eine völlig reine Weste bescheinigt, darunter ist zumindest ein Sojadrink: der Soja So Lecker Bio Naturell Drink.

Schade: In sechs von acht Sojadrinks wurden Spuren von gentechnisch veränderten Organismen nachgewiesen. Darunter sind auch fünf Bio-Drinks. Zwar sind Bio-Hersteller verpflichtet gentechnikfreie Produkte herzustellen. Mit dem Label „gentechnikfrei“des Landwirtschaftsministeriums darf ein Produkt allerdings schon werben, wenn es bis zu 0.1 Prozent „unvermeidbare Kontaminationen“ mit Gentechnik aufweist. Bei „gentechnikfrei“ erwartet man als Verbraucher allerdings Produkte die zu 100 Prozent frei von Gentechnik sind.

Als „100 Prozent frei von Gentechnik schnitten im ÖKO-Test die Sojadrinks Alpro Soya Original + Calcium und Soja So Lecker Bio Naturell Drink ab.

Schadstoffbelastung mit Chlorat

Neben dem Test auf gentechnisch veränderte Organismen standen im ÖKO-Test Schadstoffuntersuchungen im Blickfeld. Getestet wurde beispielsweise auf giftige Schwermetalle und Rückstände von Schimmelpilzgiften oder Pestiziden, die auf dem Feld gespritzt werden.

Chlorat taucht hier vermehrt auf. Die Salze der Chlorsäure werden immer wieder in Obst, Gemüse und sogar in Muttermilchersatzpulver und Säuglingsnahrung gefunden. Bis 2010 wurde Chlorat als Pestizid verwendet, mittlerweile ist es verboten. Heute gelangt der Stoff über die Bewässerung der Felder oder mit der Reinigung der Rohstoffe in die Produkte.

Im aktuellen ÖKO-Test weist gut die Hälfte der getesteten Milchersatzprodukte erhöhte oder stark erhöhte Chlorat-Werte auf. Das ist problematisch, denn Chlorat kann die Jodaufnahme der Schilddrüse vorübergehend hemmen und die roten Blutkörperchen schädigen.

Testsieger mit dem Urteil „sehr gut“:

  • Berief Bio Dinkel Natur (1,69 Euro)
  • Edeka Bio Haferdrink Natur (1,49 Euro)
  • Probios Rice & Rice Drink Natural (2,89 Euro)
  • Soja So Lecker Bio Naturell (0,95 Euro)

Schlusslicht mit dem Testurteil „ausreichend:

Alnatura Soja Drink Calcium (0,95 Euro)