Vergast, geschreddert – und dann?

Kükenschreddern: Was passiert mit den toten Eintagsküken?

05. Dez. 2016 von

Es ist eine legale Schande: Jedes Jahr werden in Deutschland circa 45 Millionen männliche Küken getötet – meist werden sie mit CO2 vergast. Sie ersticken. Und dann?

Warum werden die männlichen Küken getötet?

Der „Grund“ ist Kalkül, denn in der Mast sind männliche Tiere nicht attraktiv. Legehennen sind nämlich fürs Eierlegen gezüchtet, nicht um Fleisch anzusetzen. Somit wären die Kosten für männliche Küken zu hoch. Konkret: „Würde man die Hahnenküken aus der Legehennenzucht mästen, bräuchte man die vierfache Futtermenge“, informiert „Deutschlandradio Kultur“.

Was passiert mit den getöten Eintagsküken?

Ein Großteil der Tiere wird tiefgefroren an Zoos, Reptilienhandlungen oder Heimtiermärkten geliefert.

Übrigens findet man diese Angebot aber auch im Internet. 10 Eintagsküken für 1,78 Euro. Reduzierter Preis, quasi ein Schnäppchen. Bei der Artikelbeschreibung heißt es: „Eintagsküken, 10 Stück, einzeln entnehmbar. Der natürliche Knabberspaß für Katzen, Frettchen und Hunde.“

Oder: „Eintagsküken sind eine ausgezeichnete Ergänzung zur Rohfleischfütterung und bieten Ihrer Katze eine gesunde und interessante Methode, ihren Instinkt auch beim Essen auszuleben“, heißt es auf einer anderen Internetseite.

Auch zerrieben als Fischfutter sind die Küken im Handel sehr beliebt.

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© haustierkost.de, Screenshot
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50.000 tote Küken für die Tiere im Zoo

Insgesamt werden im Zoo Osnabrück jährlich zwischen 35.000 und 50.000 tote Eintagsküken als Futter verwertet. Laut Aussage des Zoodirektors gegenüber der Zeitung, sei eine Umstellung auf künstliches Futter machbar, aber zu teuer.

Zudem rede der Federflaum die Verdauung der Tiere and und die Ganzkörper-Verfütterung löse ein arttypisches Beutefang- und Verzehrverhalten aus, so der Zoodirektor Michael Böer in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Ist das alles überhaupt erlaubt?

Ja. Im Tierschutzgesetz steht in §1: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Wer nachweislich „ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet“, dem drohen laut §17 Nr.1 Tierschutzgesetz Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Für die Behörden scheint der „vernünftige Nutzungszweck“ der getöten Küken als Futter-Massenware völlig in Ordnung zu sein. Denn: bislang gibt es kein geeigneteres Verfahren, das nicht mit erheblichen Mehrkosten für die Hersteller verbunden wäre.

In einem Gerichtsurteil aus dem Mai 2016 heißt es lapidar, die Tötung der Küken sei „Teil der Verfahren zur Versorgung der Bevölkerung mit Eiern und Fleisch“ – und somit unvermeidbar.

Initiativen gegen das Töten der männlichen Eintagsküken

Was man ehrlicherweise zugeben muss: Durch den Einsatz von „Abfallprodukten“ aus der Hühner-Mast müssen für Reptilien & Co. wenigstens nicht extra Mäuse oder Ratten gezüchtet werden.

Allerdings ist das ein wirkliches Henne-Ei-Problem: Man muss doch an der Lösung des Kükentötens arbeiten und nicht an einer Lösung für die getöteten Küken!

So gibt es immer mehr Initiativen, die sich gegen das Töten der männlichen Küken stellen. So auch die Bruderhahn-Initiative – mit nur 4 Cent mehr pro Ei finanziert der Verbraucher dabei eine Aufzucht der männlichen Küken mit.

Gearbeitet wird auch an einem neuen wissenschaftlichen Verfahren: Mithilfe dessen kann bei Eiern noch vor dem Schlüpfen feststellt werden, ob ein männliches oder weibliches Küken entsteht. Männliche Küken würden dann gar nicht erst ausgebrütet.

Man geht davon aus, dass der Hühnerembryo bis zu 10 Tage nach der Bebrütung noch schmerzunempfindlich ist. Somit würden Schreddern & Vergasen entfallen.