Gütesiegel

Konsumenten irren durch den Label-Dschungel

27. Okt. 2014 von

Es herrscht Hochsaison im Dschungel der Gütesiegel. Auf unzähligen Produkten finden wir Aufdrucke wie ökologisch, biologisch, naturnah, regional. Klingt toll. Aber was steckt wirklich dahinter?

Die Liste der verheißungsvollen Aufdrucke auf Produkten ist endlos und gaugelt uns eine heile Welt vor. Denn wie können kranke und gequälte Tiere mit einem Gütesiegel in unseren Supermärkten landen, wie Puten aus Horrorställen oder Schweine aus Mastbetrieben, in denen das Elend und das Grauen herrscht?

Nur Bio-Siegel gesetztlich geregelt

Mehr als zwei Drittel der Konsumenten achten beim Einkauf auf Gütesiegel. Allerdings sind viele von der Flut an Labels verunsichert. Vor allem wenn man bedenkt, dass sehr viele Siegel von Herstellern oder Herstellerverbänden „erfunden“ wurden, um beim Konsumenten eine positive Stimmung zu erzeugen und das Gewissen reinzuwaschen. Und so findet man umweltfreundlich, nachhaltig und sogar delfinfreundlich auf den Verpackungen, also alles, was unsere Gefühle und Emotionen anspricht. Bedenklich nur, dass außer dem Bio-Siegel der EU keines dieser Labal gesetzlich geschützt ist.

Großer Beliebtheit erfreuen sich momentan Label, die auf die Region abzielen. Damit sollen bei den Konsumenten heimatliche Gefühle geweckt werden, es klingt nach Produkten aus Feld und Stall in Reichweite. Aber wie ist „regional“ definiert? Wo ist der Anfang und wo hört regional auf?

„Regional“ – wo soll das sein?

Die Größe der Region legen die Hersteller fest. Mit „regional" kann durchaus auch nur der Vertriebsstandort gemeint sein. "Die regionale Herkunft ist eine so genannte Vertrauenseigenschaft, deren Wahrheitsgehalt Verbraucher weder am Lebensmittel noch im Handel noch über andere Informationsquellen prüfen können," so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. So kann es beispielsweise von Nord bis Süd die immer gleiche Brotsorte geben.

Aus dem All betrachtet, ist ganz Deutschland eine Region. Praktischerweise passen da Labels wie "Unsere Heimat" und ähnliche ganz wunderbar ins Bild.

Alles Bio – oder was?

Der überwiegende Teil der Bio-Lebensmittel stammt aus dem Ausland, weshalb heimische Bauern denn auch gut 700 Tonnen Bio-Kartoffeln entsorgen müssen, weil ägyptische Bio-Kartoffeln trotz der Transportkosten billiger sind. Das heißt dann also: Biologisch muss nicht ökologisch sein.

Bio-Produkte können auch aus China kommen, sobald sie die Mindestanforderungen an Bio-Qualität erfüllen. Dass man aber in China ohne viel Zutun jedes x-beliebige Siegel käuflich erwerben kann, ist eine andere Geschichte, genauso wie die Tatsache, dass die chinesische Herkunft diverser Rohstoffe vom Etikett verschwindet, wenn sie hier verarbeitet werden. Das nennt man dann ein "sauberes" Label.

Bewertung der Labels

Konsumenten stehen praktisch allein da, aber Hilfe naht: Mit der App von Codecheck behält man den Überblick. Wir haben 160 Gütesiegel für Lebensmittel und Kosmetika auf ihre Glaubwürdigkeit untersucht.

Bewertet wurden die Gütesiegel anhand einer einheitlichen Matrix. In vier Kategorien – Anspruch, Unabhängigkeit, Kontrolle und Transparenz – kann jedes Label insgesamt zwölf Punkte holen. Hat ein Siegel die volle Punktzahl, erhält es von der deutschen Verbraucher Initiative das Prädikat "besonders empfehlenswert". Das bedeutet, Konsumenten können sich darauf verlassen, dass das Zeichen tatsächlich etwas über die Qualität eines Produktes aussagt und nicht nur ein Marketing-Gag ist.

Produkte mit verlässlichen Gütesiegeln: