Futuristisch

Kommen unsere Lebensmittel bald aus dem 3D-Drucker?

23. Jan. 2015 von

3D-Drucker stellen nicht nur Kunststoff- oder Metallteilchen für Architekten und Designer her. In Zukunft könnte unser ganzes Mittagessen ausgedruckt werden.

„Fabber“ steht für Digital Fabricator und meint 3D-Drucker. Damit kann man theoretisch alle möglichen Gegenstände selbst herstellen – auch Nahrungsmittel. Bereits seit einigen Jahren arbeiten Forschung und Industrie an dieser neuen Art der Nahrungsmittelproduktion. Die Entwicklung von 3D-Druckern wurde vor allem durch die Fortschritte der Nanotechnologie inspiriert und vorangetrieben. Wenn die einzelnen Komponenten klein genug sind – so die Idee – dann liessen sich damit in Zukunft sogar aus winzigen Körperzellen ganze Organe ausdrucken. Eine faszinierende Vision, die unzählige neue Möglichkeiten, nicht nur in Medizin und Forschung, bedeuten würde. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Vom Fleischpürree zum Hackbraten

Aktuell geistert eine neue Entwicklung von 3D-Druckern durch die Medien: Der „Küchenfabber“, der Nahrungsmittel ausdrucken kann. Essen aus dem 3D-Drucker, das klingt irgendwie eklig, ein bisschen nach Alien und vor allem: unnatürlich. Das Herstellen von Lebensmitteln via Fabber ist aber, theoretisch zumindest, ganz simpel: Zuerst wird das Rohmaterial hergestellt. Je nachdem, was ausgedruckt werden soll, wird zum Beispiel Erbsenpaste, Nudelteig oder Fleischpürree mit einem geschmacksneutralen Bindemittel versetzt. Die Paste hat danach eine pudding-ähnliche Konsistenz und soll nach dem Druckprozess eingefroren und in der Mikrowelle wieder aufgetaut werden können.

Die Masse wird dann in die Druckmaschine eingefüllt und von einer Vielzahl von Druckköpfen in Kleinstmengen dosiert, zur programmierte Form aufgeschichtet und dann mit UV-Licht gehärtet. Das erinnert ein bisschen an den Replikator aus „Star Trek“. Ob Captain Kirk Erbsen aus dem 3D-Drucker schmecken würden, wer weiss. Dass aber die Nahrung von Astronauten in Zukunft schmackhafter, nahrhafter und abwechslungsreicher gestaltet – und vor allem einfacher transportiert und zubereitet – werden kann, dazu könnten Fabber einen grossen Teil beitragen.

Die NASA fördert die Entwicklung von Lebensmitteln aus dem 3D-Drucker. Und auch einer der grössten Nudelhersteller in Europa ist interessiert an der Technik: Barilla hat vor einer Weile angekündigt, wenn möglich Nudeln im 3D-Druckverfahren herzustellen. Um einen kleinen Vorgeschmack zu bieten auf das, was die Konsumenten erwarten könnte, hat Barilla zu einem Wettbewerb aufgerufen. Verschiedene Designer haben ihre Entwürfe für die Pasta aus dem 3D-Drucker eingereicht, einige Resultate sind hier zu sehen.

Heute gehören vor allem Altenheime und andere Pflegeeinrichtungen zur Zielgruppe von Nahrungsmitteln aus dem 3D-Drucker. Kau- und Schluckbeschwerden quälen Schätzungen zufolge etwa 2,5 Millionen ältere Menschen in Deutschland. Die Firma biozoon aus Bremerhaven hat für sie den so genannten „Smoothfood“ entwickelt. Das Ziel ist es, Nahrung aus den ursprünglichen Bestandteilen herzustellen und in weicherer, kaubarer Form als „Kostform“ – also zum Beispiel Gelee oder Schaum – zur Verfügung zu stellen, ohne dass das Gericht an Ansehnlichkeit einbüsst oder der Geschmack dabei verfälscht wird. Oftmals leidet nämlich bei Betroffenen der Appetit, wenn Mahlzeiten nur noch als Brei gereicht werden. So entsteht dann zum Beispiel aus einem Pulver, gehacktem Lachs und Fischfond eine luftige Seelachsfarce, die auch Menschen mit Schluckbeschwerden ohne Probleme zu sich nehmen können.

Im Gegensatz zu Lebensmitteln aus dem 3D-Drucker sehen „Smoothfood“-Gerichte aber ein bisschen aus wie Spielzeug-Gerichte. Aktuell forschen unterschiedliche Facheinrichtungen und die Fachhochschule Weihenstephan in Freisingen intensiv daran, in ein paar Jahren ein komplettes Menü ausdrucken zu können. Eine spanische Firma will noch dieses Jahr einen Küchenfabber auf den Markt bringen. Der Slogan: „Echtes Essen – 3D-gedruckt.“ Der Kunde stellt sich in einer virtuellen Speisekarte sein Menü zusammen. Der Fabber lädt das Rezept aus dem Internet und setzt die Bestellung um. Ein Cheeseburger oder eine Pizza aus dem Drucker wären dann kein Problem mehr.

Power-Food aus dem Drucker?

Ein weiterer Vorteil von Lebensmittel aus dem Fabber: Der Nährstoffgehalt kann durch das Zusammenmischen der Rohmasse optimal abgestimmt werden. Ausserdem wäre es möglich, von Kindern ungeliebtes Gemüse in einer ansprechenden Form zu präsentieren: Brokkoli-Bärchen, Grünkohl-Giraffen und Spinat-Äffchen würden dann die Teller unserer Kleinen zieren.

Ob Essen, das aus einem 3D-Drucker kommt, allerdings schmeckt, ist zu bezweifeln. Wirklich lecker klingt die Vorstellung davon nach aktuellem Stand zumindest nicht. Und der Nutzen für den Durchschnittsbürger bleibt fraglich. Vielleicht wäre es als solcher ratsamer, sich wieder auf die eigentliche Aufgabe von Essen in unserem Leben zu besinnen und sich intensiver mit der Zubereitung von Speisen auseinander zu setzen. Ein mit Liebe selbst gekochtes Pasta-Gericht aus frischen Zutaten schlägt ziemlich sicher – zumindest heute noch – ein ausgedrucktes geschmacklich um Längen.