46 Grad am Tag, nicht unter 30 Grad nachts

Klimawandel könnte Gebiete des Nahen Ostens & Nordafrikas unbewohnbar machen

06. Mai 2016 von

In einer neuen Klimaprognose zeichnen Forscher des Max-Planck-Instituts in Mainz und des Cyprus Institute in Nicosia ein düsteres Zukunftsbild. Ihren Kalkulationen zufolge könnte es in einigen Regionen des Orients schon bald so heiß werden, dass dort ein Leben für Menschen unmöglich wird.

Wie die Max-Planck-Gesellschaft berichtet, hat ein Team um Atmosphärenchemiker Prof. Dr. Johannes Lelieveld die Entwicklung der Temperaturen im Nahen Osten und in Nordafrika vorausberechnet. Nachdem sie die Daten von 26 Klimamodellen analysierten, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Durchschnittstemperaturen bis zum Jahre 2100 mancherorts um bis zu 6,5 Grad erhöhen.

„In den wärmsten Zeiten werden die Thermometer schon Mitte des Jahrhunderts nachts nicht unter 30 Grad fallen und am Tag auf 46 Grad Celsius ansteigen. Bis Ende des Jahrhunderts könnte die Mittagstemperatur während heißer Tage sogar bei 50 Grad Celsius liegen“, heißt es in einem Beitrag über die Studie.

Wüstensommer noch heißer

Den stärksten Temperaturanstieg im Nahen Osten und in Nordafrika ist den Forschern zufolge in den ohnehin heißen Sommermonaten zu erwarten. Während in den meisten anderen Regionen der Erde der Wärmegrad im Winter zunimmt, sorgen die hiesigen Wüsten im Sommer für ein unerträgliches Klima. Denn dann erwärmt die Sonne die bodennahen Luftschichten besonders stark und Bodenwasser, das die aufgehitzte Luft durch Verdunstung abkühlen könnte, ist nicht vorhanden.

Fatale Auswirkungen

Das führt zur einer besorgniserregenden Kettenreaktion: Die Hitze bringt Dürre mit sich, durch die sich Wüstengebiete ausweiten werden. In Folge dessen ist mit mehr Sandstürmen und einer steigenden Luftverschmutzung durch Wüstenstaub zu rechnen. Zudem könnten zehnmal häufiger Hitzewellen auftreten, sagen die Wissenschaftler.

Gleichzeitig steigt die Dauer von Hitzeperioden. In den Jahren zwischen 2046 bis 2065 soll es nach Angaben der Experten über 80 Tage, zwischen 2081 bis 2100 sogar mehr als 118 Tage im Jahr lang enorm heiß werden.

Es könnte noch schlimmer kommen

Diese Zahlen basieren allerdings auf der Annahme, dass es den Regierungen gelingt, die Erderwärmung – wie auf der jüngsten UN-Klimakonferenz beschlossen – auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.

„Wenn die Menschheit weiter wie bisher Kohlendioxid freisetzt, müssen die Menschen im Nahen Osten und Nordafrika sogar mit etwa 200 ungewöhnlich heißen Tagen rechnen“, betont Lelievelds Kollege und Klima-Forscher Panos Hadjinicolaou. Zum Vergleich: In dem Sommermonaten 1986 bis 2005 wurden durchschnittlich 16 Tage mit extremer Hitze registriert.

Klima-Exodus

Sollten die Vorhersagen zutreffen, würde das Klima die Lebensumstände im Orient deutlich verschlechtern und viele Gebiete unbewohnbar machen. Das führt, so Lelieveld, zu einem „Migrationsdruck“: Die Bevölkerung müsste vor der Hitze fliehen und würde sich in gemäßigten Zonen ansiedeln – und das in einer Region, in der heute bereits über 500 Millionen Menschen leben.