Phthalate vermeiden

Kann man Weichmachern im Alltag aus dem Weg gehen?

01. Sept. 2015 von

Phthalate machen Plastik flexibel und elastisch. Sie kommen in beinahe allen Kunststoffen zum Einsatz und sollen längerfristig generische Veränderungen bei uns Menschen bewirken. Doch können wir sie umgehen?

Das Umweltbundesamt hat vor einigen Jahren bereits eine Publikation veröffentlicht, in der es auf die Gefahren der so genannten Weichmacher hinwies und Vorschläge machte, wie man die eigene Belastung im Alltag senken kann. Wir haben einige davon für euch zusammengefasst:

Wohnen

In Innenräumen kommen Phthalate großflächig vor, da sie in Plastikfußböden, Tapeten und Kunststoffoberflächen eingesetzt werden. Fliesen, Holz, Kork, Kautschuk, Linoleum oder Polyethylen sind (fast) Phthalatenfrei, können aber andere giftige Stoffe enthalten. Das Bundesamt empfiehlt daher auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“ zu achten, welches Produkte kennzeichnet, die frei von gesundheitsschädlichen Schadstoffen sind. Da sich der Weichmacher auch im Wohnungsstaub findet, lohnt es sich regelässig zu lüften und Staub zu wischen.

Auch Farben, Lacke und Dichtstoffe kennen dieses Siegel. So genannte Vinyltapeten weisen eine PVC-Weichschaum-Beschichtung auf und sind ebenfalls zu vermeiden. Alternativ kann man Papiertapeten verwenden oder die Wände einfach nur streichen.

Möbel und Kleider

Möbel aus Plastik, Duschvorhänge, pflegeleichte Tischdecken, Plastikbesteck: Das sind alles potentielle Weichmacher-Träger. Erkundige Dich beim Hersteller, ob Phthalate eingesetzt wurden oder tausche die Möbel gleich gegen eine Holzteil, die Plastiktischdecke gegen eine Stoffvariante aus. Gummistiefel und Regenkleider sollten nicht direkt mit der nackten Haut in Berührung kommen.

Verpackungsmaterial

Lebensmittelverpackungen bestehen heute nur vereinzelt aus Weich-PVC. Doch vor allem für Fleischverpackungen scheinen Phthalate durch ihre Sauerstoffdurchlässigkeit besonders geeignet zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt zwar, dass Beschichtungen, Folien und Tuben, die Phthalate enthalten, keinen Kontakt mit fetthaltigen Lebensmitteln haben sollten. Ob diese Empfehlung eingehalten wird, liegt jedoch meist außerhalb unseres Einflussbereiches. Weniger Verpackung ist aber sicherlich erstrebenswert, insbesondere bei langlebigen Materialien wie Plastik, welche die Umwelt langfristig schädigen können.

Nahrungsmittel

Wo immer möglich sollte man unverpackte Produkte den mit Folien bedeckten vorziehen. Käse und Fleisch findet man an der Theke, Gemüse und Obst in der Offenauslage. Leider ist aber auch das keine Garantie dafür, dass die Produkte nicht bei der Produktion, dem Transport oder in der Lagerung mit Phthalaten in Berührung gekommen sind.

Medikamente und Kosmetika

In gewissen Medikamenten sorgen die Weichmacher dafür, dass die Tablette sich nicht im Magen auflöst sondern erst im Darm, um dort ihre Wirkstoffe freizusetzen. Dies kann auch bei pflanzlichen Heilmitteln in Pillenform der Fall sein. Ähnliches gilt bei Kosmetikprodukten wie Lippenstiften. Deren Inhaltsstoffe sind zwar meist auf der Verpackung aufgelistet, bleiben aber oft unverständlich. Bei Arzt oder Apotheker nachfragen, ob und welche Weichmacher darin enthalten sind und mögliche Alternativen abklären.

Trenn dich vom Plastik!

Es scheint als wäre es fast nicht möglich, den Weichmachern im Alltag zu entgehen. Doch anstatt in Panik zu verfallen, sollte man sich bewusst machen, auf welchen Kunststoff man eigentlich verzichten kann und diesen loswerden oder durch Weichmacher-freie Alternativen ersetzen. Bei einigen Produkten wurde der Einsatz von Phthalaten bereits verboten, es scheint eine gewisse Sensibilität für die Problematik von Weichmacher zu geben. Bleibt zu hoffen, dass bald alternative, ungefährliche Stoffe entwickelt werden, die ähnlich preisgünstig produziert werden können, damit die Industrie sie auch einsetzt.