Plastik: Ein trojanisches Pferd für die Gewässer

Kalifornien verbietet Mikroplastik in Kosmetikprodukten

23. Okt. 2015 von

Du liebst deine Tiegelchen für die Gesichtspflege? Dann überprüfe bitte, ob Mikroplastik enthalten ist – es ist schädlich für dich und die Umwelt. Kalifornien geht voran und verbietet den Inhaltsstoff.

Mikroplastik ist sehr schädlich für die Umwelt (Codecheck berichtete). Trotzdem findet man ihn immer noch in unzähligen Kosmetikprodukten – als Schleifmittel, Filmbildner oder Füllstoff, oder in flüßiger Form als Bindemittel. So landet viel Plastik in Peelings, Shampoos, Duschgel, Zahnpasta, Reinigungsprodukten und sogar in Baby-Produkten.

Alleine in den USA ist das Mikroplastik-Problem riesig: Milliarden Mikroplastik-Partikel landen täglich in den amerikanischen Gewässern. Sechs Bundesstaaten haben die Verwendung von den sogenannten Microbeads bereits eingeschränkt oder verboten: Colorado, Illinois, Indiana, Maine und New Jersey. Im September verabschiedete der Senat Kalifornien ein Gesetz, dass zu einem strikten Produkte-Bann führen könnte.

Kosmetikriesen täuschen Kunden

Microbeads sehen wie eine ganz fröhliche Sache aus: Kleine, runde Kügelchen in bunten Farben. Nun verwenden aber Massen-Produzenten wie Johnson & Johnson oder Procter & Gamble sie in Produkten, die unsere Gesichtshaut zarter machen sollen – und lassen den Kunde glauben, dass er sich ein wenig Luxus mit einer DIY Gesichtsbehandlung gönnt.

Aber mal ernsthaft: Sich zwei- bis dreimal die Woche das Gesicht mit Plastik abzuschrubben kann ja nicht gesund sein. Zudem landen die Kügelchen nach der Gesichtsreiningung im Lavabo, in Abwasserrohren und schliesslich in die Gewässer. Ein ähnlicher Effekt, wie wenn man Plastikflaschen zermahlen und ins Meer streuen würde – eigentlich absurd!

Dennoch sind die Plastikteilchen klein genug, um von Fischen und Meerestieren gefressen zu werden. Dass Plastik so in die Nahrungskette gerät, scheint vielen Verbrauchern nicht klar zu sein.

Wie magst du deinen Plastik am liebsten?

„Dieser Effekt hat doch Ähnlichkeit mit einem trojanischen Pferd, oder?,“ sagt Dave Andrews, Wissenschaftler und Mitarbeiter der NPO The Story of Stuff Project, und erläutert: „Wenn man kleinen Organismen mehr und mehr Plastik zuführt, endet er mit Bestimmtheit früher oder später in grösseren Tieren“.

Als Beispiel nennt er die Gewässer der Küste New Yorks, deren Wasserpflanzen und Algae es mit Bestimmtheit nicht alleine schaffen, 19 Tonnen Mikroperlen jährlich zu beseitigen. Als Antwort darauf haben die Multis angefangen, kompostierbaren Plastik in die Tiegelchen und Tuben zu füllen.

Diese Idee wäre ja an und für sich zu begrüssen, aber dennoch ist sie problematisch. Denn sie sind nicht ausreichend geprüft und getestet: Es gibt keine ausreichenden Beweise oder Langzeitstudien, dass der Plastik tatsächlich auch wieder verschwindet.

Kalifornien mit gutem Beispiel voran

In Kalifornien soll das ganze Problem nun vom Tisch. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn ein früherer Versuch eines Produkte-Banns, unterstützt von Umweltaktivisten und Politikern, ist gescheitert. Nun ist man aber einen Schritt weiter: Frank Pallone (Demokrat aus New Jersey) und Fred Upton (Republikaner aus Michigan) haben ein Gesetz eingeführt, dass synthetische Mikroperlen ab Januar 2018 verbietet.

So sind die Beauty-Hersteller gezwungen, ihre Rezepturen zu überprüfen und zu erneuern. Ein langwieriger Prozess, der teuer ist und in den Geschäftssitzen und Vorständen natürlich nicht mit Freude begrüßt wird. So sagt zum Beispiel Johnson & Johnson, dass der Kalifornien-Bann „viel zu restriktiv“ sei „Produkte-Innovationen unterbreche“ und die „Entwicklung weiterer biologisch abbaubarer Alternativen verlangsame“.

Mehrere tausend Produkte betroffen

Im Internet liest man, dass momentan alleine in den USA mehr als 3000 Produkte Polyethylen und andere Plastikarten enthalten. Gäbe es momentan überhaupt brauchbare Alternativen?

In Kalifornien arbeiten momentan einige Firmen an biologisch abbaubarem Plastik, genauer gesagt an Polyhydroxyalkanoate (PHA), ein natürlich vorkommender Plastik, der von Bakterien produziert wird. PHA würde sich in marinen Ökosystemen innerhalb eines Monats auflösen. Ganz ausgereift ist das Produkt jedoch noch nicht.

Wie kannst du herausfinden, ob sich Plastik in deinen Pflegeprodukten befindet? Entweder checkst du sie ganz fix mit der Codecheck-App oder du liest das Etikett. Wenn du Angaben wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), oder Polyethylenterephtalat (PET) findest, dann kaufe den angeblichen Schönmacher nicht.