Gesundheit

Handystrahlung: Wie gefährlich ist sie wirklich?

17. März 2017 von

Die Frage, ob sich Handynutzer schädlichen Strahlungen aussetzen oder nicht, ist so alt wie die Mobiltelefonie selbst. Wissenschaftlich geklärt wurde der Disput bis heute noch nicht. Aber es gibt Hinweise auf eine eventuelle Gefährdung – und Möglichkeiten, sie zu minimieren.

Klar ist: Handys und Smartphones erzeugen ein elektromagnetisches Feld. Klar ist auch, dass die Strahlung innerhalb dieses Feldes als potentiell gesundheitsschädlich gilt: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sie 2011 als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. „Bei besonders intensiven Nutzern von Mobiltelefonen bestehe ein etwa 40 Prozent erhöhtes Risiko, einen seltenen Gehirntumor, ein sogenanntes Gliom, zu entwickeln“, schrieb „sueddeutsche.de“ damals.

Risiko für Vieltelefonierer

Die Einstufung dürfte unter anderem die Folge eines Urteils des Oberlandesgerichts in Brescia/Italien von 2010 sein. Nach der Prüfung industrieunabhängiger Gutachten sahen es die hiesigen Richter als erwiesen an, dass sich bei einem Mann berufsbedingt ein (gutartiger) Tumor gebildet hatte. Bei seiner Arbeit musste er täglich bis zu sechs Stunden ein Handy oder ein Schnurlostelefon nutzen.

Die Fachleute wiesen damals darauf hin, dass eine Verbindung zwischen Krebs und Mobiltelefonen dennoch nicht klar bewiesen sei. Die „Augsburger Allgemeine“ führte aus: „Weitere Untersuchungen seien nötig, auf deren Grundlage das Krebspotenzial der Strahlung in einigen Jahren erneut bewertet werden soll.“

Zahlreiche Tests, unterschiedliche Ergebnisse

Leider haben die angesprochenen Untersuchungen aber auch keine eindeutigen Erkenntnisse gebracht. Das belegen exemplarisch zwei im Mai 2016 veröffentlichte Forschungsergebnisse: Eine von der US-Regierung beauftragte Langzeitstudie lieferte Hinweise auf ein leicht erhöhtes Krebsrisiko im Tierversuch. Praktisch zeitgleich meldeten australische Forscher, eine von ihnen durchgeführte, 29 Jahre laufende Studie habe keinen Nachweis für erhöhte Krebszahlen in der Bevölkerung ergeben.

Ebenso widersprüchlich sind Analysen, in denen die Zusammenhänge zwischen Mobilfunkfeldern und Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder anderen Krankheiten aufgearbeitet wurden. Oft sollen die Resultate laut „morgenpost.de“ nicht verwertbar sein. „Mal sind die Fallzahlen zu niedrig, um Aussagekraft zu haben, mal lassen sich andere Faktoren als Ursachen nicht ausschließen.“

Strahlung erwärmt den Körper

Solange der Nachweis einer Gefährdung nicht erbracht ist, wird es wohl keine gesetzliche Vorschrift geben, die die Handyhersteller zu Reaktionen zwingt. Wer das Risiko nicht eingehen und präventiv handeln will oder elektrosensibel ist, muss selbst die Initiative ergreifen. Die beginnt schon beim der Wahl des Geräts.

Zur Erklärung: Während eines längeren Telefonats treten – zumindest das ist erwiesen - thermische Effekte auf. Die Erwärmung kann der Körper normalerweise gut ausgleichen. Aber: „Mit Auswirkungen auf die Gesundheit ist dann zu rechnen, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden und die Wärmeregulierung des Körpers gestört ist", zitiert „morgenpost.de“ das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

Auf SAR-Wert und Strahlungsfaktor achten

Daher sollten Mobiltelefonierer auf den SAR-Wert ihres Handys oder Smartphones achten. Das Kürzel steht für die sogenannte spezifische Absorptionsrate, die den Grad der Erwärmung des menschlichen Gewebes beziffert und in Watt pro Kilogramm (W/kg) gemessen wird.

Bis zu einem SAR-Wert von zwei W/kg würde laut BfS auch längerfristig keine der bislang bekannten gesundheitsschädlichen Risiken auftreten. Als tatsächlich strahlungsarm gelten allerdings Geräte mit einem Wert von 0,6 W/kg oder darunter. Die Behörde aktualisiert regelmäßig eine Liste mit der SAR aktuell angebotener Handys.

Die Zeitschrift „Connect“ hat mit dem „Strahlungsfaktor“ einen alternativen Richtwert entwickelt. Er errechnet sich aus dem SAR-Wert und der gemessenen Sendeleistung. Denn schlecht konstruierte Handys müssen ihre Leistung und damit die Strahlung erhöhen, um das Sendesignal sicher zu empfangen. Die „Connect“-Tabelle der strahlungsärmsten Mobiltelefone führen derzeit das „Wiko U Feel“, das „Samsung Galaxy S6“ und das „BQ Aquaris X5 Plus“ an.

Folien sind kontraproduktiv

Das IT-Magazin kam nach ausgiebigen Tests außerdem zu dem Ergebnis, dass Antistrahlungsfolien und -hüllen, die die Strahlung verringern sollen, das Gegenteil bewirken: Die Mobilgeräte müssen wegen der vermeintlichen Schutzschicht zum Aufbau eines guten Empfangs auch hier ihre Sendeleistung verstärken. Ein Blick auf weitere Untersuchungen anderer Prüfstellen zeigt, dass Zubehör wie Beutel aus Abschirmgewebe oder Klebeplättchen praktisch keinen Nutzen hat.

Tipps zum Selbstschutz

Effektiv, da sind sich die Experten einig, sind dagegen simple Regeln, die sowohl die Intensität als auch die Dauer der Belastung durch die hochfrequenten Felder verringern. Die Spezial-Seite „handysektor.de“ empfiehlt etwa, sich am Handy kurz zu halten und nur bei bestmöglicher Verbindung zu telefonieren. Für längere Gespräche empfehlen sich Headsets oder die Freisprechfunktion des Taschentelefons, damit der Kopf nicht unnötig Mobilfunkwellen ausgesetzt wird.

Da Handys und Smartphones ohnehin nur wenige Zentimeter strahlen, macht es sogar schon einen Unterschied, ob es direkt am oder ein kleines Stück vor dem Ohr gehalten wird. Deshalb ist es sinnvoll, die Geräte nicht direkt am Körper, sondern in einer Tasche zu tragen. Und im Zweifel sollten Vieltelefonierer einfach öfter zum Festnetzhörer greifen.