Lifestyle

Grundlagen und Auswirkungen eines Lifestyles: Das Paleo-Prinzip

05. Feb. 2015 von

„Ihre Blutfettwerte sind phänomenal - sowas habe ich in meiner gesamten Laufbahn noch nicht gesehen! Wie machen Sie das?“ (Dr. med Bernd Rebell, Facharzt für Innere Medizin)

„Ich lebe, wie ein Urmensch“, lautet die banale wenngleich erstaunliche Antwort von Martina Steinfeld. Die 35jährige sieht gar nicht aus, wie ein Altsteinzeitler: Gepflegt und gertenschlank (obwohl sie weder Diät hält, noch Sport betreibt) statt fellbekleidet und mit Keule im Gepäck. Seit einem halben Jahr lebt sie primal. Keine Spur mehr von den erhöhten Cholesterinwerten, die der Hausarzt noch bei der letzten Blutuntersuchung feststellen musste. Sie sieht glücklich aus und fühlt sich topfit. Aber was verbirgt sich hinter den Begriffen ‚paleo‘ und ‚primal‘, die immer öfter in den Medien auftauchen?

Das Wort ‚paleo‘ steht für die Theorie, dass unser Organismus während seiner Evolution die Verwertung bestimmter Naturstoffe bis dato nicht gelernt hat. Das Paleo-Prinzip: Was für die Nomaden der Altsteinzeit (Paläolithikum) als Nahrung geeignet war, ist es auch für uns. Dummerweise gibt es die meisten Naturnahrungsmittel heute nicht mehr in derselben Form wie vor 10.000 – 20.000 Jahren. Das liegt zum einen an klimatischen Veränderungen, zum anderen an Jahrtausende langer Züchtungspraxis. Früchte, selbst „alte Sorten“, sind durch Züchtungen und natürliche Anpassung verändert, zumindest Letzteres gilt auch für Tiere. „Ein Urmensch würde heute mit etwas Glück noch ein Wildschwein als potentielle Jagd-Beute erkennen.“, fasst es Boris Leite, Gründer und Geschäftsführer des Sauvage, Berlins erstem Paleo-Restaurant, zusammen.

Unter dem Begriff ‚paleo‘ firmieren zahlreiche zum Teil sehr gegensätzliche Bewegungen, die jedoch allesamt eine natürlichere Lebensform anstreben, die uralte Rhythmen und Mechanismen wieder achtet und berücksichtigt. Paleo steht darüber hinaus für eine bewusste Ernährung, die Glutene sowie raffinierten Zucker ausschließt und Kohlenhydrate soweit als möglich vermeidet. Die orthodoxe Paleo-Lehre sieht darüber hinaus den Verzicht auf Milchprodukte vor.

Ins Leben gerufen wurde der Trend durch das vor zwölf Jahren von Ernährungswissenschaftler Loren Cordain veröffentlichte Buch „The Paleo Diet“. 
Die Unterschiede in der Umsetzung bestehen im Umgang mit Lebensmitteln, die aus irgendeiner Art verarbeitender Prozesse hervorgehen. So gibt es u.a. Richtungen, die Alkohol strikt ablehnen, solche, die keine Öle verwenden, andere, die ausschließlich rohe Lebensmittel verzehren und schließlich auch die primale Richtung.

Diese geht davon aus, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist, und dass ständige Veränderung zur Natur gehören. Wir sind Großmeister der Anpassung, aber die genetische und physische Grundausstattung ist dieselbe geblieben. Mark Sisson hat das Paleo-Konzept adaptiert und als „primal blueprint“ veröffentlicht.

Die primale Schule stützt ihre tägliche Praxis darauf, dass nicht alle Erfindungen der Jungsteinzeit und der Folgejahre schlecht sind, so zum Beispiel Olivenöl. Es wird durch einen langen und komplexen Herstellungsprozess erzeugt. Von Natur aus (Paleo-Ansatz) ist es also nicht als Nahrungsmittel für Menschen vorgesehen. Die antike wie neuzeitliche Medizin sagt uns aber, dass Olivenöl sehr gesundheitsfördernd sein kann. Kurz gefasst: Primal ist Paleo Plus.

Alles, was als paleo durchgeht, ist gleichzeitig primal. Einige Nahrungsmittel, die dem primal blueprint, also der ursprünglichen Disposition des menschlichen Körpers, entsprechen, sind nicht paleo. Hierunter fallen beispielsweise Milchprodukte. Zum einen geben Wildtiere ihre Milch nicht so einfach ab, zum anderen können, auf die Menschheit als ganzes gesehen, nur wenige Erwachsene Milch verdauen. Mark Sisson, der selbst laut Bekunden keine Milch mag, und einige andere weisen darauf hin, dass nach Erkenntnissen der Anthropologie die alt-steinzeitlichen Jäger nichts verkommen ließen – wohl auch nicht die Milchdrüsen von weiblichen Beutetieren. Womit dann auch der eine oder andere Schluck Wildtier-Milch auf den Speiseplan der Sippe gekommen wäre.

Unter den Milchprodukten gelten die fetten (Sahne und Butter) bei einigen Primal-Praktikern als akzeptabel, wenn die Milch von natürlich gehaltenen Weiderindern, Schafen oder Ziegen kommt und nicht durch Antibiotika und ähnliches kontaminiert ist.

Insgesamt bevorzugen die Paleo-Communities aber allesamt Alternativen, z.B. Speck statt Butter und Kokosnuss-Milch statt Sahne. In den Vordergrund stellt Sisson die Bedeutung von Genuss: „The essence of this rule [80 Percent Rule] is do the best you can to stay aligned with healthy living, […] but not to stress about perfection.“

Eine wichtige Rolle spielt in zahlreichen Paleo-Ansätzen der Sport. Es gibt orthodoxe Paleo-Praktiker, die an mindestens fünf Tagen der Woche für je 3 – 4 Stunden Crossfit-Training durchziehen. Doch Leistungssport macht Kohlenhydrate unverzichtbar. Daher gönnt man sich nach dem Training eine so genannte High-Carb-Zufuhr. Diese besteht aus stärkehaltigem Gemüse wie Kartoffeln oder Maniok, da dieses langsam in verwertbaren Zucker umgesetzt wird und somit den Blutzuckerspiegel und damit einhergehend den Insulinbedarf nicht in die Höhe jagt. Jedoch sollte man sich kein falsches Bild vom Ausmaß dieser sportbedingten Stärkemahlzeit machen: In den Augen eines Nicht-Paleos wäre sie nicht mehr als eine kleine Zwischenmahlzeit.

Rezeptvorschlag

Dass ein gesundes Leben im Einklang mit dem Körper weder Zauberei ist, noch großartige Kochkünste erfordert, zeigt eines von vielen primalen Rezepten:

Kokoscreme primal

Zutaten:

  • Kokosmilch, vollfett und ohne Zusätze (z.B. Aroy D)
  • Kakao-Pulver (bitter, 100 %)
  • Beeren nach Belieben

Zubereitung:

  • Die Kokosmilch über Nacht offen in den Kühlschrank stellen
  • Die durch Kühlung dickflüssige Kokosmilch mit einem Schneebesen wie Sahne steif schlagen
  • Beeren in ein Wasserglas geben, die Kokoscreme darüberschichten
  • Großzügig mit Kakao-Pulver überstreuen und vorsichtig einrühren
  • Die Gläser noch für 30 – 90 Minuten in den Kühlschrank stellen

Quellen:

Interview mit Thorsten Steinhoff, Autor von „Prima/L/eben“ (http://www.lautwert.de/blog/)

http://paleo-prinzip.de/http://de.wikipedia.org/wiki/Steinzeitern%C3%A4hrunghttp://www.paleo-planet.de/http://sauvageberlin.com