Kosmetikmythen im Check

Glycerin in Deiner Creme – wirkt es austrocknend?

27. Feb. 2017 von

Das Gerücht Glycerin in Cremes, Salben & Co. trockne die Haut aus, hält sich hartnäckig. Andererseits sprechen Befürworter dem Kosmetikrohstoff eine besonders feuchtigkeitsspendende Wirkung zu. Tatsächlich haben beide Seiten Recht!

Was ist Glycerin überhaupt?

Bevor das Geheimnis um die Wirkung von Glycerin gelüftet wird, zunächst einmal die wichtigsten Fakten über den Kosmetikrohstoff:

  • Es handelt sich um einen Stoff aus der Gruppe der Alkohole, weshalb Glycerin auch Glycerol bzw. 1,2,3-Propantriol genannt wird.
  • Glycerin kommt auch natürlicherweise in unserem Körper vor.
  • Der Stoff ist Bestandteil vieler Körperpflegeprodukte wie Salben, Cremes, Zahnpasta, Duschgelen oder Seifen.

Welche Arten von Glycerin gibt es?

In Kosmetika kommen vor allem die folgenden Arten von Glycerin zum Einsatz:

Tierisches Glycerin, ist ein Beiprodukt der Seifenherstellung, bei der Fette wie Rindertalg eingesetzt werden.

Konventionelles oder synthetisches Glycerin wird aus Erdöl hergestellt.

Pflanzliches Glycerin ist heute vor allem ein Beiprodukt bei der Bio-Diesel-Produktion oder wird aus Palmöl gewonnen. In Naturkosmetika kommt in der Regel das teurere Bio-Glycerin zum Einsatz. Es stammt von Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau — zum Beispiel Soja.

Wie wirkt Glycerin auf die Haut?

Dr. Theresa Friedrich, selbst auf Hautpflege spezialisierte Pharmazeutin und Inhaberin einer Kosmetiklinie, erklärt, was es mit Glycerin wirklich auf sich hat: „Glycerin ist Teil des hauteigenen Feuchthaltesystems, neben anderen Stoffen, die in ihrer Gesamtheit „Natrual Moisturizing Faktor (NMF)“ genannt werden. Es wirkt hautbefeuchtend und barriereschützend und es zieht Wasser aus tieferen Hautschichten nach oben.“

Deshalb wirke Glycerin in der richtigen Menge hautbefeuchtend und barriereschützend, erklärt Friedrich. Ist die Konzentration von Glycerin jedoch zu hoch, kann sich der Effekt umkehren. Dann zieht der Stoff das Wasser aus tieferen Hautschichten nach oben und trocknet die Haut somit aus.

Weshalb kann Glycerin unterschiedlich wirken?

Das Problem bei feuchtigkeitsanziehenden Stoffen wie Glycerin: Sie funktionieren nur bei hoher Luftfeuchtigkeit. Denn wenn die Außenluft zu trocken ist, wie beispielsweise im Winter, dann zieht das Glycerin die fehlende Flüssigkeit aus der Haut und macht sie so trockener.

Ob ein glycerinhaltiges Produkt pflegt oder austrocknet, hängt deshalb von der Luftfeuchtigkeit, der enthaltenen Glycerin-Menge, sowie der Gesamtrezeptur ab.

Für die Gesamtkomposition des Produktes ist wichtig, dass neben Glycerin genug Wasser, sowie pflegende pflanzliche Öle enthalten sind.

Wie erkenne ich, ob zu viel Glycerin im Produkt steckt?

Etwa bei 30 Prozent Einsatzkonzentration im Produkt kann sich dieser austrocknende Effekt bemerkbar machen, so Dr. Theresa Friedrich.

Anhand der Inhaltsstoffliste kann man ohne Fachwissen überprüfen, ob die Konzentration von Glycerin im Produkt zu hoch ist.

Generell gilt hier: Je weiter vorne ein Stoff auf der INCI-Liste steht, desto höher ist sein Anteil im Produkt. Die Empfehlung von Dr. Theresa Friedrich lautet: „Glycerin sollte sich nicht an zweiter oder dritter Stelle finden.“