Körpercremen & Öle

Glycerin Aufgabe und Wirkung

30. März 2014 von

Was ist Glycerin eigentlich und welche Aufgabe übernimmt es in der Kosmetik?

Chemisch betrachtet ist Glycerin ein sogenannter 3-wertiger Alkohol. Ganz korrekt heißt es eigentlich Glycerol bzw. 1,2,3-Propantriol – die Endung »-ol« verweist auf die Stoffgruppe »Alkohol«, der es angehört.

Glycerin in Kosmetik weist primär 2 Funktionen auf: zum einen gilt es als Humectant, das sind Substanzen, die Feuchtigkeit im Produkt selbst halten und dafür sorgen, dass das Gel oder die Paste nicht austrocknen.

Sein Haupteinsatz erfolgt als feuchtigkeitsbindender (hydratisierender) Rohstoff, der im Produkt enthaltenes und aufgetragenes Wasser, aber auch Luftfeuchtigkeit bindet und auf der Haut festhält. Auf diese Weise mindert es hauteigenen Wasserverlust, der zu trockenen Hautzuständen führen kann.

Das Besondere an Glycerin – vor allem im Vergleich zu anderen hydratisierenden Substanzen – ist, dass es nach dem Auftragen tiefer in die Hornschicht eindringen und nicht so leicht ausgewaschen werden kann wie z. B. Harnstoff, Sodium PCA oder Natriumlaktat. Auf diese Weise mindert es die austrocknende und irritative Wirkung von Tensiden und Emulgatoren. Reinigungsprodukten wie Duschgelen, Reinigungsmilch oder Shampoos werden daher in der Regel höhere Mengen an Glycerin hinzugefügt.

Glycerin in Kosmetikprodukten erhöht die Elastizität der Haut, macht sie weich und schützt sie vor Austrocknung und Irritationen durch Tensidkontakt.

Neben den beschriebenen Eigenschaften weist Glycerin weitere positive Wirkungen auf: es wirkt stabilisierend auf Emulsionsstrukturen und senkt u. a. die sogenannte Wasseraktivität. Das bedeutet, es entzieht Mikroorganismen einen Anteil frei verfügbaren Wassers, den diese für ihre Vermehrung brauchen. So gesehen trägt Glycerin einen Anteil im Konservierungskonzept eines kosmetischen Produkts und unterstützt andere Konservierungsstoffe bei ihrer Arbeit.

Man hört oft davon, dass Glycerin in Kosmetik ab einer bestimmten Konzentration austrocknend wirkt und Haut und Haaren somit Feuchtigkeit entzieht. Was ist daran wahr?

Glycerin ist tatsächlich ein hygroskopischer Stoff, das heißt: es zieht Wasser an und kann es an sich binden. Diese Hygroskopie ist in seiner Ausprägung jedoch von der relativen Luftfeuchtigkeit abhängig. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit (und das ist die, die unsere Haut besonders stresst, weil sie dann vermehrt hauteigenes Wasser abdunstet), verringert sich die Wasseranziehungsfähigkeit von Glycerin deutlich.

Grundsätzlich ist eine niedrige Luftfeuchtigkeit für unsere Haut kritisch, zumal sie an kalte Witterung geknüpft ist: das hauteigene Wasser verdunstet, die Kälte führt zu einer schlechteren Spreitung des Sebums, und es entstehen Lücken im schützenden Film auf der Hautoberfläche. In dieser Situation sind reine Feuchtigkeitsemulsionen grundsätzlich überfordert. Eine fettreichere, einhüllende W/O-Emulsion kann hier hauteigene Defizite ausgleichen. Das Problem ist demnach nicht das Glycerin als isolierte Substanz, sondern das gesamte Emulsionskonzept, das nicht zu den klimatischen Bedingungen passt. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit bedarf es einer leichten »Semi-Okklusion« durch einen teilweise durchlässigen Lipidfilm einer Emulsion oder Gesichtsöls, um Wasser in der Haut zu halten. Glycerin kann dies unterstützen.