Fleisch & Wurstwaren

Geklonte Schnitzel, Pferde und Katzen

22. Nov. 2013 von

Die amerikanische Food and Drug Administration hat zum Jahreswechsel in einem 700-seitigen Gutachten festgestellt, dass dem Verzehr von Fleisch und Milch von geklonten Tieren keinerlei gesundheitliche Bedenken entgegenstehen. Dies hat bei Verbraucherschützern zu einem Sturm des Protestes geführt, »

Was ist das? Beim Klonen wird dem zu kopierenden Lebewesen eine Zelle entnommen (zum Beispiel Haut, Ohr, Euter etc) der Zellkern gewonnen und in eine vorher leer geräumte Eizelle verbracht. Durch elektrischen Strom bringt man die beiden Objekte zur Verschmelzung, es entsteht ein künstlicher Embryo. Das ganze wird in eine tierische Leihmutter verpflanzt, die dann den Klon austrägt. Dieser gilt als Kopie des Originals. Das erste geklonte Tier war das Schaf Dolly, inzwischen wurde es eingeschläfert.

Das bedeutet für die Ernährung? Wenn es sich um eine Kopie handelt, dann ist zu erwarten, dass das Fleisch eines geklonten Tieres eine getreue Kopie eines anderen Exemplars darstellt, das womöglich schon verspeist wurde. Einschlägige Untersuchungen, bei denen bis zu 100 verschiedene Inhaltsstoffe von Rindfleisch überprüft wurden, bestätigen diesen Eindruck. Die Schwankungen - nicht zuletzt auch aufgrund analytischer Ungenauigkeiten - lagen alle im "grünen" Bereich. Auch geht es zurzeit weniger darum, Fleisch von geklonten Schweinen anzubieten. Die geklonten Tiere braucht man in aller Regel zur Vermehrung. Das heißt, man versucht von Preisbullen Kopien herzustellen, um sie zur weiteren Zucht zu verwenden. In die Wurst kommen also vor allem die Nachkommen beziehungsweise deren Nachkommen. Das geklonte Tier selbst hat einen Wert von über 10.000 Dollar. (Der erste Klon kostet etwa 20.000 Dollar, ab dann gibt's gestaffelten Mengenrabatt.)

Wo liegt das Problem? In der Praxis ist das alles ein wenig komplizierter. Denn zum Klonen verwendet man ausdifferenzierte Zellen beispielsweise aus Ohren. Die muss man erst wieder durch besondere Behandlungen zurückdrehen, dass daraus wieder embryonale Stammzellen entstehen. Offenbar gibt es beim "Reset" allerlei Schwierigkeiten. Zudem steckt nur ein Teil des Erbgutes im Zellkern. Weiteres Erbgut befindet sich in den Mitochondrien. Schließlich hat auch der Wirtsorganismus, also die Leih-Kuh einen Einfluss auf die Entwicklung. Deshalb sind geklonte Lebewesen keine identischen Kopien des Zellkernlieferanten. Hinzu kommt: Klonen ist (zumindest heute noch) oft genug eine Tierquälerei. Die Erfolgsrate liegt bei wenigen Prozent. Viele geklonte Tiere sterben vorzeitig - andererseits werden manche deutlich älter. Derzeit versucht man die innere Uhr zu verstellen, um ein langes Leben zu ermöglichen. Häufig findet man fehlerhafte Chromosomen und Missbildungen.

Also alles nur eine widernatürliche Perversion? Geklont wird auch in der Natur, allerdings mit einer etwas ausgeklügelteren Technik, so dass die geklonten Individuen mit ihrem Vorbild wahrscheinlich tatsächlich identisch sind. Bei einer Feuerameisenart vermehren sich die Königinnen und die männlichen Tiere ausschließlich durch Klonen. Bei unseren lieben Bienchen kommt das allerdings auch schon mal vor. Vielleicht sollten die mal ein Ethikkomitee einschalten, um sich moralisch die Leviten lesen zu lassen?

Wird das Klonen also auf Ablehnung stoßen? Kurzfristig ja, auf längere Sicht nein. Pferdefreunde sind schon fleißig dabei, ihre Sieger-Schützlinge klonen zu lassen. Unsere Tierfreunde werden über kurz oder lang für ein Massengeschäft mit geklonten Katzen und Hunden sorgen. Wenn Bello alt und siech wird, werden ein paar Zellen entnommen und alsbald einer neuer Bello II. geklont. Doch ob das Tier das gleiche Wesen hat wie sein verstorbenes Vorbild, muss offen bleiben. Aber es dämpft die Angst vor dem Tod.

Abgesehen davon: Geklontes Fleisch ist längst im Handel und wird mit Höchstpreisen honoriert: In Japan gibt es eine Rinderrasse "Japanese Black", die ein wunderbar marmoriertes Fleisch liefert. Diese Tiere wurden längst geklont, diese wieder geklont und die werden nun als Spezialität verkauft. Das Kilo kostet hunderte von Euro. Auch in Thailand wurden erfolgreich Hochleistungsmilchkühe geklont. Niemand hat sich darüber aufgeregt - auch bei uns nicht. Wenn man sich schon über "perverse" Rinderzüchtungen echauffieren möchte, dann wäre es angebrachter sich mal um die "Belgian Blue" und andere Myostatin-Mutanten zu kümmern, die durch eine Missbildung zu solchen Fleischbergen heranwachsen, dass sie ihren Nachwuchs nur noch per Kaiserschnitt zur Welt bringen können. Aber das ist ja leider keine böse "Gentechnik" und damit über jede Kritik erhaben.