Energieverschwendung

Energie sparen dank Echtzeit-Feedback beim Duschen?

01. März 2017 von

Wir wissen, dass wir überall zu viel Energie verbrauchen – in der Dusche, im mollig warmen Wohnzimmer oder beim Standby des Fernsehers. Wie animiert man Menschen aber dazu, endlich Energie zu sparen? Man sagt ihnen, dass sie zu viel verbrauchen. Sofort.

Ich bin ein Warmduscher. Der morgendliche Wasserstrahl ist mein Kaffee. Ich brauche das, um wach zu werden und gut in den Tag starten zu können. Das heißt aber auch: Ich muss zugeben, regelmäßig zu warm und zu lange zu duschen. Verschlimmert wird diese Energieverschwendung noch dadurch, dass Duschen, Baden und Körperpflege für etwa ein Drittel des gesamten Trinkwasserverbrauchs im Haushalt verantwortlich sind. Beim Warmwasser ist der Anteil noch einmal deutlich höher.

Wie aber diese Energieverschwendung in den Griff bekommen? Forscher der Universitäten Bamberg, Bonn sowie der ETH Zürich haben eine simple, aber effektive Lösung gefunden: Echtzeit-Feedback. So konnten sie bei ihren Probanden die Energieverbräuche beim Duschen um durchschnittlich 22 Prozent drücken.

Dieses Echtzeit-Feedback erhielten die Studienteilnehmer über ein etwa handgroßes Display, das unterhalb des Duschkopfes angebracht wird. Es zeigt Wasserverbrauch, -temperatur und Energieverbrauch in Echtzeit an. Die Forscher untersuchten außerdem, ob eine Rückmeldung im Nachhinein zu zusätzlichen Einsparungen führt. Die Antwort: „Diese nachträglichen Informationen brachten so gut wie keinen zusätzlichen Effekt“, bilanziert Verena Tiefenbeck von der ETH Zürich.

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Energy Meter by Edinburgh Greens (CC BY 2.0)
Foto: Energy Meter by Edinburgh Greens (CC BY 2.0)

Einsparpotenzial: 0 bis 25 Prozent

Dabei ist diese Erkenntnis alles andere als neu. Bereits seit einigen Jahren beschäftigt sich eine ganze Reihe von Untersuchungen mit der Wirkung von Echtzeit-Feedback, besonders im Bereich Stromeinsparungen.

In einer Metastudie findet das American Council for an Energy-Efficient Economy (ACEEE) Ergebnisse mit Stromsenkungen zwischen 0 und fast 20 Prozent, durchschnittlich seien es 3,8 Prozent über alle betrachteten Studien hinweg gewesen. Einzelne beteiligte Probanden hätten aber auch enorme Ersparnisse von 25 Prozent verbuchen können. Weitere Untersuchungen mit ähnlichem Aufbau kommen zu Einsparungen von durchschnittlich 5,7, 8,1 oder 18,1 Prozent.

Ähnliches zeigt sich bei Echtzeit-Feedback während des Autofahrens. Eine Studienübersicht zeigt Einsparpotenziale dank Feedback zwischen 0 und 18 Prozent, mit Echtzeit sind es 3,8, 4 oder 18 Prozent. Ähnliche Effekte lassen sich – auch das zeigen zahlreiche Untersuchungen – ebenso ohne Echtzeit-Feedback erzielen.

Wichtig sei eine ansprechende Aufbereitung der Daten und Aufklärung zum Stromverbrauch. So gibt es mit Hydrao oder Uji Shower bereits Duschköpfe mit eingebauten LEDs, die ihre Farbe von grün zu rot ändern, je mehr Wasser verbraucht wird. Solch ein Ampelsystem ist deutlich intuitiver und für jederman leicht verständlich. An dem mangelt es noch vielen Messstationen mit Echtzeit-Feedback.

Auch sind sich nicht alle Forscher einig darüber, inwieweit Echtzeit-Feedback wirklich wirkt. Das größte Problem ist das Verständnis der Verbraucher über die angezeigten Daten. Diese müssten in ein Verhältnis gesetzt werden, damit man auch sieht, ob der derzeitige Verbrauch (zu) hoch oder niedrig ist.

Der vielleicht entscheidende Vorteil von anhaltendem Echtzeit-Feedback: Es wirkt nachhaltig. Oftmals scheitern Energiesparinitiativen daran, dass das Engagement der Verbraucher nach wenigen Wochen ermüdet. Wer hingegen bei jeder Dusche oder jeden Tag stundenaktuell sieht, wie viel Wasser und Strom er verbraucht, läuft deutlich weniger Gefahr, in alte Muster zu verfallen.

Das konnten auch die Forscher der Dusch-Studie nach zwei Monaten Feldversuch bestätigen: „Die erwünschten Einspareffekte waren am Ende des Beobachtungszeitraums genauso groß wie am Anfang“, so die beteiligte Wissenschaftlerin Tiefenbeck.

Dieser Artikel von Vincent Halang erschien zuerst im „enorm Magazin“.