Privat statt Staat

Eine App gegen den Hunger

30. Mai 2016 von

Smartphone-Nutzer haben dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) per App mehr Geld überwiesen, als es viele Staaten getan haben. Funktioniert diese Art der Entwicklungshilfe?

Der Griff zum Handy ist schon längst normal geworden. Das haben nicht nur Unternehmer, sondern auch die Vereinten Nationen erkannt. Dort weiß man, dass man nicht mehr nur an den Goodwill von Staaten appellieren soll, sondern dass sich neue Geldquellen mit Hilfe von Innovationen erschließen müssen.

Deshalb profitiert auch das WFP seit Kurzem von der Funktionalität von Apps. Und es funktioniert: Private User haben Hilfsorganisationen mehr Geld überwiesen, als ihnen viele Staaten jährlich zur Verfügung stellen. Das diese Strategie Sinn macht, erklärt ein Blick auf Zahlen: „Es gibt 20-mal mehr Smartphone Nutzer als hungernde Kinder auf der Welt,“ erklärt Sozialunternehmerin Victoria Leonhardt der Deutschen Welle.

Bedarf an Hilfsgeldern ist explodiert

Deshalb nutz das WFP die App „sharethemeal“, die den Welthunger digital angeht. Die Überlegung der Innovatoren: Wenn jeder Smartphone-Nutzer den kleinsten Betrag von 40 Cents spendet, kann dem Welthunger besser entgegengewirkt werden, als mit jedem staatlichen Hilfspaket. Mit diesem Kleinstbetrag kann ein Kind einen Tag lang ernährt werden. Innerhalb weniger Monate haben die bislang 420'000 Nutzer mehr als zwei Millionen Euro gespendet.

Dass die Hilfe gebraucht wird, zeigen die Zahlen im Artikel der Deutschen Welle. Sie schreibt: „Während die UN im Jahr 2000 die notwendige globale Hilfe auf etwa zwei Milliarden US-Dollar bezifferte, waren es 2015 schon rund 20 Milliarden. Tatsächlich erhält das auch für humanitäre Hilfe zuständige Welternährungsprogramm kaum die Hälfte der angeforderten Gelder – oft sogar noch weniger.“

Auf ihrer Website verbucht die App zumindest große Erfolge: Aktuell ist das Ziel von Sharethemeal, 1400 Flüchtlingskinder in Beirut zwischen drei und vier Jahren für ein ganzes Jahr zu verköstigen. 90 Prozent der gespendeten Gelder wandert direkt in Vouchers, lediglich 10 Prozent der Spenden würden für „Administration“ gebraucht.

Schwierige Aussichten

Die FAO (Food and Agriculture Organization oft he United Nations) prognostiziert, dass die Lebensmittelproduktion um 70 Prozent steigen müsse, um im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen satt zu machen.