Hauptsache billig

EasyJet-Discounter: Marktlücke zwischen Aldi, Lidl und der Tafel

08. Feb. 2016 von

Billigfluganbieter „EasyJet“ eröffnet in Großbritannien einen weiteren Discounter, während weltweit ein Trend zu Biolebensmitteln und bewussteren Kaufentscheidungen zu beobachten ist. Muss ein neuer Discounter wirklich sein?

Kannst du dich noch daran erinnern, wie es im Aldi um die Ecke bei der Eröffnung vor zehn Jahren ausgesehen hat? Fabrikgelände, ausrangierte Regale, keine Früchte und kein Gemüse weit und breit. Dafür Konservendosen, Päckchen und Fertigprodukte zu Tiefstpreisen. Das waren noch Zeiten.

Falls du dich in die Vergangenheit zurücksetzen möchtest, kannst du in den (EasyJet-)Flieger steigen und nach London düsen. Denn im (etwas heruntergekommenen) Stadtteil Park Royal im Nordwesten Londons hat Billigfluganbieter EasyJet einen Laden eröffnet.

Der Stern beschreibt den Foodstore in einem unscheinbaren Backsteingebäure als „sensationell hässlich“. Klingt doch spannend. Montiert wurde ein orangefarbenes Schild mit der Aufschrift „Easyfoodstore“, das mit dem Slogen „all items at 25p each“ wirbt. Im Laden kann man Reis, Konserven, Limonaden und Süßigkeiten für schneidige 33 Cent pro Artikel kaufen.

Aldi im Mittelklassesegment – und Easy-Foodstore statt Lebensmitteltafel

Die Londoner scheinen den Easy-Foodstore jedenfalls zu mögen und wollen sich die Schnäppchen nicht entgehen lassen: In weniger als zwei Tagen nach Eröffnung war der Laden leergeräumt und musste vorzeitig schließen. Wiedereröffnet wird, sobald Nachschub da ist.

Der selbstbewusste EasyJet-Gründer und frischgebackene Supermarktbesitzer Stelios Haji-Ionnau will mit dem neuen Easy-Konzept eine Nische füllen und als langfristig günstigere Alternative zu Aldi, Lidl und Tesco auftreten. Im deutschen Exportschlager shoppt nämlich in Britannien die gehobene Mittelklasse, was sich auch in den Ladendesigns widerspiegelt: Aldi und Lidl setzen auf edle Glasfronten, Kaffeeecken und geräumige Toiletten und verkaufen mehr Delikatessen und Champagner.

Über mangelndes Medieninteresse kann der Reedereisprössling jedenfalls nicht beklagen, denn über die Ladeneröffnung wird zumindest europaweit berichtet. Ordentlich Mühe gemacht hat sich der Mirror und sogar eine Liste mit allen 76 Produkten, die im Laden verkauft werden, veröffentlicht. Aldi und Lidl haben damals mit wenig mehr als 500 Produkten angefangen, waren aber auch preislich etwas höher angesiedelt. Die easy-Preise bleiben übrigens auch nicht bei den 25 Pence stehen – das ist nur der Einführungspreis. Mehr als 50 Pence sollen es trotzdem nicht werden, denn die Produkte sollen sich selbst Leute leisten können, die sonst bei der Tafel essen.

Hin zu Bio, weg vom Discounter

Generell erleben wir aber eher den Anfang vom Ende der Geiz-ist-geil-Einstellung. Dazu führt einerseits die gute Wirtschaftslage, andererseits aber auch eine Mentalitätsveränderung hin zu Qualitätsprodukten in Kombination mit einer Bewusstseinsschärfung bei Kunden. Der „neue“ Konsument möchte biologische und regionale Lebensmittel kaufen, die gesund für Umwelt und fair für den Produzenten sind.

Die Konsumenten haben genug von Food-Skandalen wie pestizidbelastetem Importgemüse, Pferdefleischlasagne oder steroid- und antibiotikagepumptem Mastfleisch. Diese Faktoren geben dem Food-Trend „bio“, oder „organic“ Aufschwung: Die Marktanteile von Bio-Lebensmitteln betrugen 2004 1,7 Prozent, 2009 3,2 Prozent und 2013 3,9 Prozent. Statista.de erwartet, dass sich dieser Trend noch verstärken wird.