Plastik

Diese Mode ist aus recyceltem Kunststoff

22. Mai 2017 von

Kleidermarken haben einen neuen Stoff für sich entdeckt: Plastik. Shirts, Strumpfhosen und Abendkleider aus alten PET-Flaschen sind bereits erhältlich.

2014 startete die bekannte niederländische Denim-Marke „G-Star Raw“ die Kollektion „Raw for the Ocean“. Für diese Linie verwendete das Label ausschließlich Garn von Materialentwickler „Bionic Yarn“. Seine Fäden bestehen aus Plastikmüll, das aus den Ozeanen gefischt, zu feinen Fasern gepresst und mit Baumwolle versponnen wurde.

Die Zusammenarbeit war in mehrerlei Hinsicht ein Erfolg: „G-Star Raw“ erhielt Designer-Awards und hat bislang schon insgesamt drei Kollektionen veröffentlicht. Gleichzeitig konnte „Bionic Yarn“ seine Bekanntheit steigern. Und nicht zuletzt profitiert natürlich auch die Umwelt durch das Recycling von dieser Kampagne.

Zwar hatten ein paar kleine Labels schon vor „G-Star Raw“ mit Recyclingmaterialien gearbeitet. Doch die Holländer waren die ersten, die recycelte Plastik-Mode aus dem Meer präsentierten und einem breiten Markt zugänglich machen konnten. Das schuf Aufmerksamkeit – und Nachahmer.

Beispiel „Adidas“

Eine der Firmen, die mittlerweile aus Müll-Mode produziert, ist „Adidas“. In Kooperation mit der Naturschutz-Organisation „Parley for the Oceans“ hat der Sportartikel- und Streetwear-Hersteller laut „Handelsblatt2016 sieben Millionen T-Shirts aus weggeworfenen PET-Flaschen und illegalen Hochseenetzen produziert. Weitere Kleidung wie Sweatshirts oder Trainingsanzüge aus Recycling-Material sind in Planung; „Parley“-Swimwear wird bereits verkauft.

Derzeit stehen aber vor allem Sneaker im Focus. Im vergangen Jahr produzierte „Adidas“ mit dem „Ultra Boost Uncaged Parley“ einen Laufschuh, dessen Obermaterial zu 95 Prozent aus Abfällen besteht. Dem Branchenportal „ispo“ zufolge ging er „rasend schnell“ über die Ladentische. Kein Wunder also, dass der Konzern in diesen Tagen mit dem „Parley X Adidas Ultra Boost“ eine weitere Linie nachschiebt. Bis Ende des Jahres sollen eine Millionen Sneaker aus der Serie in den Handel gehen.

Beispiel „H&M“

Auch „H&M“ schwimmt auf der Wiederverwertungswelle. Unter der Modelinie „Conscious Exclusive“ bietet die Kette schon eine Zeit lang schicke Looks an, die zum Großteil mit grünen Materialien gefertigt wird. In der aktuellen Kollektion findet sich sogar ein Abendkleid komplett aus neu gepresstem Plastikgarn.

Bislang sei „H&M“ nach eigenen Aussagen „einer der führenden Nutzer von recyceltem Polyester und einer der größten Abnehmer von Bio-Baumwolle weltweit“, schreibt „Stylebook“. Dabei wolle es das Unternehmen jedoch nicht belassen und bis 2020 ausschließlich nachhaltig gewonnene Baumwolle verwenden.

Die kleinen Indies

Den Anstoß für die Öko-Offensive lieferten junge Designer und Label-Start-ups, von denen viele umweltbewusst produzieren oder produzieren lassen. Dementsprechend gibt es unter den eher kleinen Marken ebenfalls Firmen, die ihre Kreationen mit Kunststoff-Hinterlassenschaften umsetzen.

Beispielsweise fertigt Strumpfhersteller „Kunert“ ihre hochwertigen Strumpfhosen der Linie „Blue“ aus Econyl-Fäden, der aus vermeintlichem Müll entsteht. Obendrein spendet „Knunert“ mit jedem Kauf 50 Cent an den Küsten- und Meeresschutz.

Der Kieler Skibekleidungsspezialist „Pyua“ nutzt für seine Jacken ausschließlich Alt-Polyester und Outdoor-Ausrüster „Jack Wolfskin“ hat die erste wasserdichte Jacke entwickelt, die zu 100 Prozent aus recycelten Materialien besteht. Der Oberstoff und die Membran auf der Rückseite sind aus wiederverwertetem Polyester.

Eher gewöhnungsbedürftige Kleidung fabriziert Künstlerin und Aktivistin Marina DeBris mit „Trashion“. Sie sammelt eigenhändig Abfälle ein, um sie direkt wiederzuverwenden. Das zeigt, wie sehr ihr das Thema Umwelt am Herz liegt. Die Intention bei anderen Branchenvertretern ist im Vergleich dazu nicht so deutlich zu erkennen ...

PR oder ernst gemeint?

So ganz möchte man zumindest den großen Marken ihren manchmal plötzlichen Öko-Bezug nicht abnehmen. „Die Zeit“ stellt die richtigen Fragen: „Sind solche Aktionen wirklich sinnvoll? Oder handelt es sich um Greenwashing – also Maßnahmen, die Unternehmen einfach nur einen grünen Anstrich verleihen sollen?

Jedenfalls ist Kleidung aus recyceltem Kunststoff eine gute Möglichkeit, auf die Umweltverschmutzung durch Plastik hinzuweisen und Ressourcen zu sparen. Allerdings ist der Mode-Trend nicht die Lösung. Denn mit jedem Waschen der Plastik-Kleidung lösen sich Mikrofasern, die wieder im Meer und über den Fischfang in unserer Nahrungskette landen.

Die einzig echte, ökologisch vernünftige Lösung wäre die Verwendung eines Materials, das sicher für Umwelt, Ozeane und uns ist. Genau das fordert das „Storystuff Project“ in diesem Video, das das Problem sehr schön veranschaulicht: