Schlimmer als Zoo und Zirkus

Diese Eisbärin lebt im Einkaufszentrum

30. Sept. 2016 von

„Das Grandview“ im südchinesischen Guangzhou ist nicht nur ein riesiges Einkaufszentrum, sondern auch das Gefängnis des „traurigsten Eisbären der Welt“. Die Bärin „Pizza“ lebt dort ohne Rückzugsort und muss als Motiv für die Selfies tausender gleichgültiger Besucher herhalten. Ein grausames Schicksal, das unzählige Wildtiere mit ihr teilen.

Das Leben der dreijährigen Eisbärin „Pizza“ sorgte durch ein Video der Tierschutzorganisation „Animals Asia“ im März erstmals weltweit für Erschütterung. Es zeigt die Bärin apathisch am Boden liegend, während rücksichtslose Besucher gegen das Glas ihres Gefängnisses hämmerten, um ein Foto zu machen.

Keine Frischluft, kein Versteck

Die Lebensumstände der Eisbärin könnten kaum entsetzlicher sein. Ihr Gehege misst laut Online-Plattform „Quartz“ gerade einmal 120 Quadratmeter, hat keine Frischluftzufuhr und wird ausschließlich künstlich beleuchtet.

„Pizza“ hat absolut keine Rückzugsmöglichkeit in ihrem Gehege – es ist ein qualvolles Gefängnis für die Eisbärin. Sie ist den Blicken und dem Krach tausender Besucher, die sich tagtäglich vor ihrem Gehege versammeln, völlig schutzlos ausgeliefert.

Die Tierschutzorganisation „Animals Asia“ gibt außerdem zu Bedenken, dass man davon ausgehen kann, dass es wahrscheinlich keine tierärtzliche Versorgung vor Ort für das Tier gibt.

Wildtiere zur Belustigung

„Pizza“ teilt ihr Schicksal mit zahlreichen weiteren Wildtieren, die in dem chinesischen Einkaufszentrum gehalten werden: Im „Grandview“ leben neben „Pizza“ sechs Beluga-Wale, vier Walrosse, sechs Polarwölfe und tausende anderer Tierarten eingesperrt in Glasgehegen und Wassertanks, so „Quartz“.

Der Skandal: Das ist kein Einzelfall. In tausend ähnlicher Einkaufzentren versucht man ebenfalls mit möglichst exotischen Tieren mehr Besucher anzulocken. Und auch in anderen Ländern sind Wildtiere in Shoppingzentren leider keine Seltenheit.

Gesetze für Tiere in Gefangenschaft müssen her

Trotz weltweiter Empörung und einer offensichtlich brutalen Verletzung der Tiere, verstoßen die Betreiber nicht gegen die chinesische Gesetzgebung. Derzeit gibt es in China keinerlei Tierschutzgesetze für Tiere in Gefangenschaft, wie auch die Zeitung „Nanfang Daily“ aus Guangzhou feststellt. China habe kein umfassendes Gesetz für den Schutz von Tieren, beklagt Peter Li, Fachmann für chinesische Politik bei der Tierschutzorganisation „Humane Society International“ außerdem in „Quartz“.

Hilfe für die Eisbärin

Die chinesische Tierschutzorganisation „Animals Asia“ hat bereits im März eine Petition ins Leben gerufen, die zur Schließung des „Mall-Zoos“ aufruft. Tausende haben bereits unterschrieben. Ein Wildpark im nordenglischen Yorkshire hat laut „Animals Asia“ bereits angeboten die Eisbärin aufzunehmen.

Laut dem Magazin „People“ sehen die Besitzer des Einkaufszentrums in der Hilfe aber „keine Notwendigkeit“. Stattdessen plant das „Grandview“ bereits weitere Tierquälereien, die sie als Attraktionen verkaufen wollen, wie „Quartz“ berichtet. Unvernünftiges Ziel: Ein Zoo mit 200 Arten, darunter Pandas und weiße Tiger sei das Ziel für das nächste Jahr.

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