Eklatante Missstände in der Massentierhaltung

Die Hühner sind los? Leider nicht.

28. Mai 2015 von

Batterie-, Käfig-, Boden- oder Freilandhaltung: Kein Ei ist tiergerecht produziert. Die Organisation foodwatch fordert Tierhaltungswende. Auch Codecheck schließt sich dieser Forderung an.

Berichte über die Schrecken Massentierhaltung geistern immer wieder durch die Medien. Im Moment liegt der Fokus auf der Massenhaltung von Hühnern: Egal ob Freiland- oder Bio-Ei, keine Haltungsform garantiert die artgerechte Haltung von Legehennen. Das Fazit des Reports „Ich wollt, ich wär kein Huhn“ fasst die Missstände so zusammen: Hohe Krankheits- und Sterberaten, Verhaltungsstörungen wie Kannibalismus oder Selbstverstümmelung, das millionenfache Töten männlicher Küken.

Problematisch: Wir Verbraucher können derzeit keine garantiert gerecht produzierten Eier kaufen.

foodwatch spricht sich gegen Hühnerhaltung aus

Aus diesen Gründen möchte die Verbraucherorganisation foodwatch für eine grundlegende Tierhaltungswende sorgen (natürlich auch über die Legehennenhaltung hinaus). Konkret bemängelt foodwatch, dass Verbraucher nicht wissen, ob die eierlegenden Hühner gesund sind. Man kann aufgrund der Kennzeichnung zwar zwischen unterschiedlichen Haltungsformen wählen, aber nicht ausmachen, ob die Hennen unter haltungsbedingten Krankheiten oder Verhaltensstörungen leiden.

Der Bericht zeigt, dass weder die Haltungsform noch freiwillige Siegel und Initiativen sicherstellen, dass die Bauern ihre Tiere gut halten und betreuen. Luise Molling, Expertin für Tierhaltung bei foodwatch sagt es ganz konkret: "Das Wohlergehen der Tiere darf nicht von den Kaufentscheidungen Einzelner abhängen. Eine Tierhaltungswende bedeutet: Der Gesetzgeber muss die bestmögliche Haltungsform als Mindeststandard vorschreiben und verbindliche Vorgaben für die Tiergesundheit machen."

foodwatch fordert Wende

Gemäss foodwatch muss die eine Tierhaltungswende die Bedürfnisse der Nutztiere in den Vordergrund stellen und nicht etwa die Interessen der Verbraucher (billig) oder der Produzenten (Gewinn- und Wettbewerbsinteressen). Konkret sieht die Forderung so aus:

(4 Punkte aus Original-Artikel zitiert)

1. Eine möglichst tiergerechte Haltungsform muss Mindeststandard werden. Die Tierhaltung wird den Bedürfnissen der Nutztiere angepasst - und nicht länger die Tiere an die Haltung. Die EU muss entsprechende Vorgaben (Inputkriterien) gemäß dem jeweils aktuellen wissenschaftlichen Stand vorschreiben.

2. Die EU muss erstmals Zielvorgaben für die Tiergesundheit in jedem Betrieb vorschreiben. Dazu legt sie überprüfbare Outputkriterien (z.B. bei Legehennen: Sterblichkeitsrate, Gefieder- und Fußballenzustand, Kammfarbe, Verhalten, Parasitenbefall, etc.) fest.

3. Das Kontrollsystem muss effizient und transparent werden. In jedem Betrieb wird die Einhaltung von Input- und Outputvorgaben systematisch und unabhängig überwacht. Alle Kontrollergebnisse werden veröffentlicht.

4. Verstöße werden konsequent geahndet: Hält ein Betrieb die Input- und Output-Vorgaben dauerhaft nicht ein, darf er seine Produkte nicht vermarkten. Bei jedem tierischen Lebensmittel im Handel muss gewährleistet sein, dass die formalen Vorgaben für die Haltungsbedingungen und die Zielvorgaben für die Tiergesundheit im Betrieb erfüllt wurden.

Forderungen wären europaweit umsetzbar

Mit einer E-Mail Aktion möchte foodwatch Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren, sich auf EU-Ebene für einen Wandel in der Tierhaltung einzusetzen, damit verbindliche Gesetze im Sinne der Tiergesundheit durchgesetzt werden können. Denn aus Sicht von foodwatch ist die EU zu Handlungen verpflichtet. Die Organisation macht immer wieder deutlich, dass alle Tiere vor dem Wettbewerb der freien Wirtschaft geschützt und artgerecht gehalten werden müssen. Ein wichtiger nächster Schritt wäre daher, dass sich jede Verbraucherin und jeder Verbrauch in Zukunft auf tiergerechte Eier (und andere tierische Erzeugnisse) verlassen könnte.

Prof. Tobias Stoll, Direktor der Abteilung für internationales Wirtschafts- und Umweltrecht des Instituts für Völkerrecht der Universität Göttingen, bestätigt in einem Gutachten, dass die oben genannten Kriterien durchaus europarechtlich umsetzbar seien. Des weiteren konkretisiert er: „Die EU ist politisch für die Verbesserung des Tierschutzes zuständig und sogar rechtlich dazu verpflichtet“.

Auch Codecheck.info schließt sich dieser Forderung von foodwatch an und informiert Verbraucherinnen und Leser über die Missstände und Schritte, die weiterhin unternommen werden müssen.

Dieses Video zeigt ein Beispiel vom Leiden der Hühner, die für Billigeier von Aldi, Lidl & Co „herhalten“ müssen.

Links:

- Foodwatch startete eine E-Mail-Aktion.

- Report "Ich wollt', ich wär' kein Huhn"

Quellen:

Foodwatch-Pressemitteilung zum Thema Tierhaltung&Eier/Legehennen