Nach Wegwerf-Verbot für Lebensmittel in Frankreich

Deutsche Tafel: "Hierzulande benötigen wir ein solches Gesetz nicht"

13. Feb. 2016 von

Seit Mitte der Woche ist es offiziell: Französische Supermärkte müssen verbliebene Lebensmittel per Gesetz spenden. Warum die „Deutsche Tafel“ diese Zwangsverordnung kritisch sieht und wie das Spendensystem in Deutschland bereits jetzt funktioniert – Codecheck hat nachgefragt.

Jährlich landen laut WWF 18 Millionen Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland im Müll. Eindeutig zu viel. Deshalb müssen in Frankreich jetzt Supermärkte ab 400 Quadratmetern Größe nicht verkaufte Ware gemeinnützigen Organisationen spenden. Ungenießbare Lebensmittel werden Tierfutter oder kompostiert. Das Ziel: Die Abfallmenge bis 2025 zu halbieren.

Auch in Deutschland wird solch ein Gesetz von vielen Seiten gefordert. Eine Organisation, die davon profitieren würde, wäre der „Bundesverband Deutsche Tafel e.V.“. Deren Pressesprecherin Stefanie Bresgott sieht ein solche Verpflichtung via Gesetz aber durchaus kritisch:

„In Deutschland ist es bereits so, dass nahezu alle Supermärkte und Discounter eng mit den Tafeln zusammenarbeiten und Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum z.B. kurz bevorsteht, an Tafeln spenden. Und das auf freiwilliger Basis. Hierzulande benötigen wir ein solches Gesetz nicht, da die Praxis bereits besser funktioniert als es über einen Spendenzwang geschehen würde.“

Sie betont: Allein 82 kg Lebensmittel werfe jeder Deutsche pro Jahr achtlos in den Müll – das sei der eigentliche Skandal! „Was für Deutschland und für ganz Europa zentral wäre, ist die Wertschätzung gegenüber Lebensmittel zu steigern. Dieses Umdenken wird man jedoch nicht per Gesetz verordnen können. Die Tafeln setzen u.a. auf Aufklärungskampagnen für den Endverbraucher, denn bei ihm fällt ein Großteil der Verschwendung an.“

Tatsächlich verursachen die von dem Gesetz betroffenen Großsupermärkte nur 5% der Lebensmittelabfälle.

Ganz ohne Zwang: Was kommt bei der „Tafel“ an?

Stefanie Bresgott zu Codecheck: „Ob Tiefkühlpizza, Teigwaren, Müsli oder Babywindeln – im vergangenen Jahr wurden über 6.000 Paletten von Lebensmittel- und Sachspenden über den Bundesverband an die Tafeln vor Ort weitergeben. Hinzu kommen die über mehr als 13.000 Paletten, die direkt über die regionale Logistik verteilt wurden.“

Und vielleicht das Wichtigste: Wen erreichen die Spenden?

Einige haben genug Essen, um es in den Müll zu werfen – andere sind froh um das was andere nicht mehr wollen. Wie viele sind auf die Tafel angewiesen?

„Die über 900 Tafeln geben die Spenden, die sie von Supermärkten, Discountern und anderen Förderern bekommen, an mittlerweile 1,5 Millionen Tafel-Kunden weiter. Hinzu kommen über 250.000 Flüchtlinge, die zusätzlich Hilfe bei den Tafeln suchen“, so Bresgott zu Codecheck.

Dafür packen übrigens mehr als 60.000 freiwillige Helferinnen und Helfer an. Ganz ohne Gesetz. Danke dafür!

Und: Jede Spende ist willkommen!

Wie andere Länder auf den Vorstoß in Frankreich reagieren und welche Petitionen schon gestartet wurden, lest ihr hier am Ende des verlinkten Artikels.

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