Ist Selbstheilung möglich?

Dein Wille geschehe

14. Apr. 2015 von

Unser Denken versetzt Berge: Erholungsprozesse verlaufen ähnlich wie die normale Hirnentwicklung. Deshalb versuchen einige Ärzte nun vermehrt, den guten Willen der Patienten zur Selbstheilung einzusetzen.

„Das einzige Heilprinzip, das existiert, ist der Glaube. Es gibt nur eine Heilkraft und deren Quelle ist Ihr Unterbewusstsein,“ sagte Joseph Murphy. Murphy war ein berühmter Wegbereiter der Kraft des Unterbewusstseins und Verfechter der Selbstheilung. Zu Lebzeiten setzte er sich unermüdlich für den Willen zur Eigenverantwortung jedes Menschen ein. Dennoch: Es gibt nicht DIE Methode zur Eigenheilung, genauso wenig wie es nicht DIE richtige Ernährungsform gibt. Jeder Mensch ist individuell und so helfen bei jedem unterschiedliche Methoden. Wir haben uns mit einigen „Selbstheilungs-Methoden“ auseinandergesetzt und stellen diese vor.

Das Gehirn: Meister der Eigenreparatur

Der Fachjargon betitelt die Fähigkeiten des Hirns „Neues“ zu lernen und „andere Aufgaben zu übernehmen“ als Neuroplastizität. Sie ermöglicht es uns, Hirnregionen umzutrainieren und zerstörte Hirnareale zu heilen. Unser Hirn ist tatsächlich ein Meister der Eigenreparatur. Dass Therapeuten diese Heil-Fähigkeiten nutzen möchten, ist durchaus logisch. Man könnte es auch so sagen: Einen Menschen, der nicht geheilt werden möchte, kann man nicht heilen. Der Wille ist also von zentraler Bedeutung. Wenn der Körper sich nicht selbst regenerieren könnte, würden keine Blutungen gestillt, keine Wunde zusammenwachsen und keine Knochenbruch heilen. Schlussendlich ist also jede Heilung eine Selbstheilung.

Einen interessanten Ansatz hat der Göttinger Neurologe Gerald Hüther. Er sagt ganz klar, dass man als Arzt mit seiner fachlichen Kompetenz und seinen technischen Möglichkeiten lediglich die Bedinungen schafft, unter denen die Selbstheilungskräfte des Patienten optimal wirksam werden.

Das Denken: Zentrale Ausgangslage

Steht also unser eigenes Denken im Zentrum der Gesundheit? Die mentale Medizin oder das „Geheimnis der Selbstheilung“, die Salutogenese, gehen davon aus und ziehen auch folgenden Umkehrschluss: Denken kann nicht nur heilen, sondern auch krank machen. Dass man auf seine Gedanken achten soll und sich besser an positiven als an negativen Ereignissen im Leben orientiert ist doch eigentlich ganz logisch.

Wieso fällt das dann so vielen Menschen schwer? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, aber immer wieder tauchen in Quelltexten Faktoren wie Streß, Überarbeitung, Schlafstörungen, übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum (als Beispiel) und wenig Zugang zu sich selbst und zum eigenen Körper auf. Eine weitere Möglichkeit ist auch die schlichte Unwissenheit über die Existenz solcher „innerer“ Möglichkeiten.

Selbstheilung: Einige Methoden

Wissenschaftlich gesehen noch fast unbehandelt, vertrauen immer mehr Menschen auf „alternative“ Methoden zur Heilung. Denn wer weiß oder spürt, was ihm gut tut und Widerstandskraft verleiht, kann am besten seine ganz persönlichen gesundheitsfördernden Kräfte nutzen. Es gilt also in erster Linie zu entdecken, was motiviert, was Freude bereitet und glücklich macht.

-Meditation: Sie mindert Schmerzen, regt die Gehirnfunktionen oder den Stoffwechsel an und kann helfen, Geist und Körper runterzufahren.

- Sport: Führt zur Ausschüttung von Endorphinen, was wiederum schmerzlindernd und glücksfördernd ist und die Ausdauer verstärkt. Bewegung in der Gruppe erhöht die Stresstoleranz.

-Lachen und guter Humor: Erhöhen die Zahl der T-Zellen im Immunsystem, stärkt das Herz, erhöhen die Stressresistenz.

-Autogenes Training: Stärkt die Immunabwehr, fördert die Konzentration.

-Placebo: Heisst übersetzt „ich werde gefallen“. Scheinmedikamente können Menschen gesund machen.

-Hobby, Kindheitstraum, Spiritualität: Die Auswirkung dieser beruhigenden, mit Freude verbundenen Aktivitäten wecken die Selbstheilungskräfte.

Wo liegen die Grenzen der Selbstheilung?

Sogenannte „Wunder“ geschehen immer wieder. Dennoch äußern sich kritische Stimmen, dass es bei schweren oder chronischen Erkrankungen wie Krebs, multipler Sklerose oder Parkinson einfach nicht reiche „sich gesund zu denken.“ Befürworter lenken ein, dass es in diesen Fällen gar nicht um vollständige Heilung geht, sondern um Linderung oder Eindämmung der Symptome. Neurologen sagen, dass mit dem Ansporn der Selbstheilungskräfte Verbesserungen und Heilungen möglich sind, sie aber immer im Kontext gesehen und realistisch sein müssen. Beispielsweise wenn ein Schlaganfall-Patient in kurzer Zeit wieder sprechen lernt. Oder ein Krebspatient seine Immunabwehr stärkt. Das relativiert die Theorie natürlich wieder.

Fazit

Das Selbstheilungs-Prinzip ist ein interessanter und wichtiger Ansatz, dessen Wirkungsweise wissenschaftlich allerdings noch zu wenig dokumentiert ist. Besonders logisch erscheint der Redaktion der Gedanke, dass ein Mensch nur geheilt werden kann, wenn er das will. Bezieht man die zentrale Aussage der mentalen Medizin und der Salutogenese - dass das Einzige, was zur Heilung vonnöten der eigene Wille ist - aber auf ein Kind, dass an Krebs erkrankt und trotz Behandlung daran stirbt, ist es doch schwierig zu denken, dass man sich allein auf diesen Ansatz verlassen sollte. Hat denn nicht jedes Kind den unbändigen Willen, zu leben? Positiv an diesem Prinzip ist weiterhin, dass man nicht die Krankheit in den Fokus stellt, sondern den Menschen und sein Genesungspotential. Die traditionelle chinesische Medizin bedient sich übrigens schon seit Jahrtausenden diesem Ansatz.

Quellen:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/04/Koerper-Selbstheilung

http://www.safespace.eu

http://www.beobachter.ch/leben-gesundheit/medizin-krankheit/artikel/selbstheilung_aus-eigener-kraft/