Studie der „Verbraucherzentrale NRW“

Das große Wegschmeißen: Wer wirft was weg?

11. Aug. 2016 von

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Privathaushalte haben mit 61 Prozent neben Industrie (17%), Großverbrauchern (17%) und Handel (5%) hierbei den mit Abstand größten Anteil. Die „Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen“ benennt in einer neuen Studie Ursachen & Lösungen im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung.

Wer schmeißt eigentlich was warum weg?

Die SAVE-Studie der „Verbraucherzentrale NRW“ führt auf: Besonders bei jungen Leuten unter 30 Jahren, Personen mit überdurchschnittlichem Einkommen, Personen mit hohem Bildungsgrad oder in Haushalten mit mehr als zwei Personen werden überdurchschnittlich viele Lebensmittel weggeworfen.

Bei Personen ab 50 Jahren oder außerhalb des Berufslebens – wie Arbeitslose oder Rentner – landen hingegen unterdurchschnittlich wenig Lebensmittel im Müll (S.4).

Zudem zeigt die Studie auf, dass Hausmüllanalysen gezeigt hätten, dass im ländlichen Raum eher weniger Lebensmittelabfälle im Restmüll von Haushalten gefunden wurden als in städtischen Gebieten. Das Abfallaufkommen in Einfamilienhäusern in der Stadt sei allerdings geringer als in den ländlichen Regionen.

Und was wird weggeworfen?

  • 44% Obst & Gemüse
  • 20% Backwaren
  • 12% Speisereste
  • 8% Milchprodukte
  • 6% Fleisch & Fisch
  • 7% Getränke
  • 3% Sonstiges

Insgesamt landet laut „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ (BMEL) jeds achte Lebensmittel im Müll, insgesamt schmeiße so jeder Deutsche 82 Kilogramm im Jahr weg!

Und warum?

Screenshot aus der Studie „Situationsanalyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Verbraucherverhalten (SAVE)“, Juni 2016.

Ursachenfindung: Warum werden Lebensmittel so gering gewertschätzt?

Für die geringe Wertschätzung von Lebensmitteln in unserer Gesellschaft führt die Studie der „Verbraucherzentrale NRW“ verschiedene Gründe auf – unter anderem:

  • Die Überwindung von Hunger und Knappheit: Mit zunehmendem gesellschaftlichen Wohlstand rückt Mangel an Nahrung immer weiter aus dem persönlichen Erfahrungsbereich. Dazu heißt es in der Studie: „Wir können es uns heute leisten, nur noch schöne und makellose Lebensmittel zu essen – und was nicht mehr frisch ist, nicht ansprechend aussieht, nicht richtig gelagert wurde, nicht gut schmeckt oder übrig bleibt – einfach wegzuwerfen.“

  • Wenig ökonomische Bedeutung: Die Deutschen sparen nirgendwo sonst so viel im Alltag wie am Essen und die Discounter treiben uns mit Sonderangeboten. Die Studie verweist darauf, dass der intensive Wettbewerb dazu geführt habe, dass „ [...] bei Verbrauchern bereits bei geringen Preisaufschlägen von einigen Cent – wie etwa bei Milch – kaum eine Mehrzahlungsbereitschaft vorhanden ist. Schnell kommt es zur ablehnenden Haltung, zum Kaufboykott und den Rücckgriff auf andere Einkaufsstätten oder andere Produkte.
  • Fehlender Bezug zur Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln: Der Verbraucher verliert den Bezug zu Nahrungsmitteln. Zum einen seien Herstellungsprozesse ihm kaum noch bekannt, zum anderen könne er diese durch die zunehmende Globalisierung auch nicht mehr überblicken und dadaurch Vertrauen aufbauen.

Wie kann man Lebensmittel nun vor der Tonne bewahren?

Ganz einfach: Indem man Lebensmittel wieder wertschätzt! Zudem magele es laut Studie mangle es „hauptsächlich an Wissen und Erfahrungen im Haushaltsmanagement bei Bedarfsplanung, Lagerung und Resteverwertung.“

Was kann man konkret tun?

  • Dokumentation der eigenen Lebensmittelabfalle, um die eigene Achtsamkeit zu schärfen
  • Ökonomische Bewertung der Abfälle, um sich zu motivieren: Jährlich landen durch unsere Lebensmittelabfälle nämlich rund 235 €uro mit im Müll – pro Person
  • Haushaltsmanagement: Das schließe einen Überblick über die Haltbarkeit von Lebensmitteln sowie die Speise- und Lebensmittelreste-Verwertung ein. Auch die Einkaufs- und Speisenplanung spiele eine Rolle: „So geben 34 % der Verbraucher an „gelegentlich“ bis „nie“ einen Einkaufszettel zu schreiben (Lebensmittelzeitung 2014).“ Zudem sei es ein Unterschied [...] ,ob jeden Tag bedarfsgerecht eingekauft werden kann oder ob der Einkauf an einem Tag für die ganze Woche erledigt wird. Letzteres bedarf einer besonderen Vorausschau und besonderem Planungsgeschick.

Wie versucht ihr Lebensmittelabfälle zu vermeiden? Schreibt uns ein User-Feedback!

Die ganze Studie der „Verbraucherzentrale NRW“ gibt es hier!