Sandwich-Anbieter in der Kritik

Das System „Subway“ – moderne Sklaverei?

24. Mai 2016 von

Für viele ist Subway die „bessere Alternative“ zu anderen Fast-Food-Restaurants. Frisch zubereitete Sandwiches und die heimelige Einrichtung in erdigen Naturtönen kommen gut an. Doch hinter der Theke ist die Kette vor allem eins: Ein knallhartes Franchise-Unternehmen, das immer wieder in der Kritik steht. Auch die jüngsten Enthüllungen eines ehemaligen Filial-Managers animieren dazu, das System Subway zu hinterfragen.

Wael Ghazi aus der Schweizer Gemeinde Würenlos hat zwischen Oktober 2015 und Mai 2016 drei Subway-Restaurants geleitet. Dabei lernte er die Konditionen und Regelungen kennen, die die Angestellten akzeptieren müssen – und war offensichtlich entsetzt. Mit Dokumenten, die Ghazi Redakteuren des Blick übergeben hat, will der 37-Jährige beweisen, dass die Mitarbeiter „mit den unterschiedlichsten Methoden beschissen“ werden.

Die Tricks der Franchisenehmer

Wie der Blick schriebt, gibt es angeblich Fälle, in denen Vollzeitkräfte laut Lohnabrechnung nur auf 60-Prozent-Basis arbeiteten. Folglich wurden auch nur 60 Prozent des Lohns ausbezahlt. Umgekehrt sollen Mitarbeiter auf 50- oder 60-Prozent-Basis eingestellt worden sein, die dann 50 bis 60 Stunden pro Woche in Restaurant sind. Die Diskrepanz wird mit falschen Stundenabrechnungen vertuscht, sagt Ghazi gegenüber Blick. Wer sie nicht unterschreibt, bekomme gar keinen Lohn.

Besonders dreist isei das Vorgehen eines Hotelbetreibers: Mit Hilfe eines Strohmanns übernahm er die Subway-Filiale, die in seinem Gasthaus integriert ist. Der Mittelsmann versprach Arbeitssuchenden, im Hotel leben und arbeiten zu können. Ghazi zufolge sagte man ihnen, dass sie lediglich ab und zu im Subway aushelfen müssten. „Dann arbeiten sie dort aber 50 Stunden und mehr.“ Obendrein würden bis zu 950 Franken für Kost und Logis vom Lohn abgezogen.

Blick hat ausgerechnet, dass den Angestellten – meist erst kürzlich zugezogene Osteuropäer – unter dem Strich dann nicht mal 1000 Franken (ca. 900 Euro) auf dem Konto bleiben. Und das in einem Land mit sehr hohen Lebenshaltungskosten.

Verantwortung abschieben

Subway Schweiz reagierte auf die Vorwürfe von Ghazi und Blick mit einer Stellungnahme, in der das Unternehmen die hohe Bedeutung der Mitarbeiter betont. „Jeder Franchisepartner ist aber ein eigenständiger Unternehmer und daher für die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Vorgaben zuständig“, ließ die Firma verlautbaren.

Das ist richtig, denn die Kette gibt bei Vertragsabschluss das unternehmerische Risiko an den Partner ab. Das ist jedoch auch das große Manko des Subway-Konzepts.

Kaum Unterstützung

Die Zentrale beschränke sich dann darauf, „die Gebühren einzuziehen, Werbung zu machen und ab und zu Kontrolleure vorbeizuschicken“, stellt die französische Zeitung Le Monde diplomatique fest. Sie hat im Zuge eines Hintergrundberichts einige Franchisenehmer befragt und immer wieder wurde die mangelnde Unterstützung kritisiert. Weder gebe es Standortanalysen, noch regelmäßige PR-Aktionen oder Möglichkeiten, Entscheidungen zum Wohl des Geschäfts selbständig zu treffen.

Einem Ladenbetreiber aus Nordfrankreich war die Gebührenpolitik ein Dorn im Auge: „Jede Woche werden sie abgebucht, auch wenn das Geschäft schlecht läuft. Man versinkt schnell in Schulden. Vor allem, weil man immer über die offiziellen Lieferanten der Marke bestellen muss und keinen Verhandlungsspielraum bei den Preisen hat“, zitiert ihn die Zeitung.

Angestellte als schwächstes Glied

Dieser finanzielle Druck ist es, der die Mitarbeiter zu den eigentlichen Verlierern des Subway-Systems macht, meint Gewerkschafterin Natalie Imboden. Ihre Erklärung: Weil sich mächtigen Franchisegeber aus der Verantwortung stehlen können, liege die ganze Last der Filialführung beim Franchisenehmer.

Läuft das Geschäft nicht rund, würden die Partner beginnen, ihre Mitarbeiter auszubeuten, um sich nicht zu verschulden. „Je höher der Druck auf den Franchisenehmern, desto schlechter dürfte tendenziell auch die Situation ihrer Angestellten sein“, führt Imboden im Blick aus.

Ghazi jedenfalls ist davon überzeugt, dass das Subway-Prinzip Anreize für profitgierige Unternehmer bietet und findet deutliche Worte: „Für mich ist das moderne Sklaverei. Das so etwas in der Schweiz möglich ist, hätte ich nie gedacht.“