Marketing-Tricks

Clean Label: Tricks bei Produkten ohne Zusätze

13. Mai 2015 von

Auf immer mehr Lebensmitteln findet man „Clean Labels“: Hinweise, welche Zusätze nicht im Produkt enthalten sind. Doch hinter den angeblich sauberen Etiketten verbergen sich oft nur Marketing-Tricks.

Der Trend entwickelt sich immer mehr hin zu einer bewussten und gesunden Ernährung. Konsumenten hinterfragen zunehmend, was sie essen und wie sie einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten können.

Laut einigen Umfragen achtet mittlerweile mehr als die Hälfte aller Konsumenten bei Lebensmitteln auf die Inhaltsstoffe. Sie sind bereit für Produkte ohne Zusatzstoffe mehr Geld auszugeben.

Was ist Clean Labelling?

Der steigenden Nachfrage nach Produkten ohne Zusätzen kommen die Hersteller (zumindest scheinbar) nach: So findet man auf Lebensmittelverpackungen immer häufiger sogenannte Clean Labels (englisch für saubere Etiketten).

Clean Labelling bezeichnet Auslobungen auf Lebensmitteln, die darauf hinweisen, dass ein Produkt bestimmte Zutaten nicht enthält. In der Regel handelt es sich um solche Stoffe, die von den Verbrauchern als ungesund eingeschätzt oder aus anderen Gründen abgelehnt werden.

Zu den häufigsten Stoffen, die vom Clean Labelling betroffen sind, gehören:

  • Farbstoffe
  • Konservierungsstoffe
  • Aromen
  • Geschmacksverstärker
  • gentechnisch veränderte Lebensmittel
  • Zucker
  • gehärtete Fettsäuren

Die Unternehmen setzen den Verzicht auf solche Stoffe durch auffällige Schriftzüge auf der Verpackung mit Formulierungen wie „ohne ...“, „frei von ... usw. in Szene. Diese Hinweise platzieren sie häufig auch in Form von Häkchenlisten an gut sichtbarer Stelle auf der Verpackung.

Voraussetzungen für die Produkte

Um einen Clean-Label-Hinweis auf einem Lebensmittel abdrucken zu dürfen, gilt natürlich die Voraussetzung, dass das Produkt das Versprechen auch erfüllt. Treffen die Angaben nicht zu, oder handelt es sich um irreführende Aussagen, so verstößt der Hersteller nach deutschem Recht gegen die Vorschriften zum Schutz vor Täuschung.

Wenn der Hersteller mit dem Verzicht auf bestimmte Zutaten wirbt, muss er also grundsätzlich auch tatsächlich darauf verzichten.

Ebenso ist die Auslobung von Selbstverständlichkeiten unzulässig. Es darf also nicht der Eindruck erweckt werden, der Verzicht auf eine Zutat wäre eine Besonderheit, wenn diese Zutat sowieso völlig unüblich oder sogar gesetzlich verboten ist. Negativbeispiele sind hier beispielsweise die Auslobung von Mineralwasser als „glutenfrei“.

Wie reagieren die Firmen?

Die Unternehmen tasten sich langsam an den neuen Trend um gesündere Produkte heran. Mit Werbesprüchen, wie „ohne Konservierungsstoffe“ oder „ohne künstliche Aromen“ soll das positive Image und der Verkauf der Produkte gefördert werden.

Das International Food Ingredients Magazine berichtete im letzten Jahr, dass die Auslobung „ohne Konservierungsstoffe bzw. Zusatzstoffe“ die mit Abstand häufigste Auslobung bei neu eingeführten Produkten im Jahr 2009 war.

Um diese Versprechen auch halten zu können und dennoch die Anforderungen der Kunden nach längeren Haltbarkeiten der Produkte zu erfüllen, forschen einige Unternehmen nach Alternativen zu konventionellen Stabilisatoren und Emulgatoren.

Eine weitaus einfachere Lösung für die Firmen ist es, sich scheinbar am Clean Labelling Trend zu beteiligen, die ungewünschten Zusatzstoffe aber nur durch ähnliche Stoffe zu ersetzen.

Täuschung des Verbrauchers

So gut Clean Labelling klingt, Überprüfungen brachten immer wieder ernüchternde Ergebnisse. Das machte eine Untersuchung der Verbraucherzentrale im Jahr 2010 besonders deutlich: Es wurden 151 Etiketten von Lebensmitteln aus 12 Produktgruppen überprüft: von Tiefkühlpizzen und Tütensuppen über Milcherzeugnisse und Knabbersnacks bis hin zu Erfrischungsgetränken.

Alle untersuchten Produkte wiesen Clean Labelling auf, versprachen also, auf bestimmte Zusatzstoffe oder Aromen zu verzichten. Jedoch ergab der Abgleich mit den Zutatenlisten, dass Produkte mit entsprechenden Auslobungen nicht unbedingt besser dastehen als Lebensmittel ohne diese Hinweise. Denn die Hersteller setzten oft unverdächtig scheinende Stoffe mit vergleichbarer Wirkung ein.

Die Tricks der Unternehmen

Die Untersuchung der Verbraucherzentrale ergab, dass bei 92 Prozent der Produkte, die angeblich„ohne Geschmacksverstärker“ auskommen, potenziell geschmacksverstärkende Zutaten wie Hefeextrakt eingesetzt werden.

Bei 62 Prozent der mit „ohne Farbstoffe“ oder „ohne künstliche Farbstoffe“ beworbenen Lebensmittel entdeckte man färbende Zutaten wie Karottenkonzentrate, Rote-Bete-Saft oder Spinat.

Unglaubliche 71 Prozent der Produkte, die mit der Auslobung „ohne künstliche Aromastoffe“ warben, enthielten stattdessen andere Aromen.

Auch der Zusatz „laut Gesetz“ ist eine gern genutzte Marketingmasche der Unternehmen. Dieser Werbespruch heißt nichts anderes, als dass der Einsatz betreffender Zusatzstoffe bei dieser Lebensmittelgruppe ohnehin gesetzlich verboten ist.

Das Fazit lautet also: Der Trend des Clean Labelling macht durchaus Sinn, allerdings nur, wenn sich die Lebensmittelhersteller tatsächlich nach gesünderen Alternativen umschauen. Werden die Verbraucher hingegen nur mit leeren Versprechen getäuscht, kann man kaum von „sauberen Etiketten sprechen.

Quellen:

http://www.vz-nrw.de/mediabig/131071A.pdf

http://www.laves.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=33629&article_id=110019&_psmand=23