Gesundheit

Brustkrebs mittels BH erkennen

24. Mai 2017 von

Ein 18-jähriger Mexikaner ist auf dem besten Weg, künftig Millionen Frauen weltweit zu helfen: Er hat einen speziellen BH erfunden, der über Sensoren feststellen kann, wie und ob sich das Brustgewebe verändert. Somit könnte Brustkrebs frühzeitig diagnostiziert werden

Julian Rios Cantu hat die Folgen von Brustkrebs in seiner eigenen Familie erfahren. Seiner Mutter wurden aufgrund einer Erkrankung beide Brüste amputiert. Der 18-järhrige Mexikaner hat nun gemeinsam mit drei Freunden das Unternehmen Higia Technologies gegründet und einen BH entwickelt, der dabei helfen soll, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Wie Independent berichtet, trägt die Erfindung den Namen EVA und enthält über 200 Sensoren, die per Bluetooth mit einer Smartphone- oder Web-App verbunden sind. Die Daten werden an die Nutzerin und ihren Arzt geschickt.

Entwickelt wurde der spezielle BH vor allem für Frauen, die genetisch dazu veranlagt sind, Brustkrebs zu bekommen. Im Dezember 2018 soll das Produkt auf den Markt kommen. Für seine Erfindung hat Julian Rios Cantu einen Preis über 20.000 Dollar bei den Global Student Entrepreneur Awards gewonnen.

Ein amerikanisches Produkt, der iTBra von Cyrcadia Health, hat dem mexikanischen Pendant einiges voraus: Er wurde bereits an US-Kliniken erfolgreich getestet und soll Ende 2017 in Asien auf den Markt kommen, da sich dort die Brustkrebs-Rate im weltweiten Vergleich doppelt so schnell erhöht.

Veränderung der Durchblutung als Indiz

Wie funktioniert die Messung mittels Hightech-BH? Die Sensoren messen die Körpertemperatur, die Form und das Gewicht der Brüste. Durch einen Vergleich der Daten im Lauf der Zeit kann festgestellt werden, ob bestimmte Regionen plötzlich eine andere Form aufweisen oder stärker durchblutet sind.

Der BH kann die thermische Leitfähigkeit in verschiedenen Brust-Regionen feststellen. In manchen Fällen kann Wärme einen verstärkten Blutfluss bedeuten, was darauf hinweist, dass die Blutgefäße von etwas zehren – typischerweise eine Form von Krebs. Dies kann also ein Hinweis auf einen Tumor sein. Zur Selbstanalyse muss die Nutzerin den BH lediglich für rund eine Stunde pro Woche tragen.

Dr. Susanne Weg-Remers leitet den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums, eine Abteilung, die Anfragen von Patienten und Angehörigen rund um das Thema Krebs beantwortet. Sie traut einem solchen Sensorsystem grundsätzlich zu, Brustkrebs zu erkennen. Die Technik sei aber noch ganz am Anfang: „Dieser BH ersetzt nicht die gesetzliche Früherkennung. Man müsste zuerst klinische Studien mit tausenden Teilnehmerinnen durchführen und auswerten, wie zuverlässig und genau dieses Untersuchungsverfahren im Vergleich zur Mammografie ist, ob es sich als mindestens gleichwertig oder sogar besser erweist“, meint Weg-Remers.

Die Mühlen der medizintechnischen Zulassung mahlen aber langsam in Deutschland: Wenn dann Daten von diesen klinischen Studien vorliegen, würden sie neutral analysiert und mit den bisherigen Erkenntnissen verglichen: Ist die neue Technik überlegen oder preiswerter? Wie sehen die Nebenwirkungen aus? Danach würde eine Bewertung vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und eine Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses folgen.

Handelt es sich um ein sinnvolles diagnostisches Verfahren, kann die Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen erfolgen. Eine Entscheidung darüber wird also noch eine ganze Weile dauern.

Dieser Artikel von Maria Steinwender erschien zuerst beim „enorm Magazin“.