Chemikalien im Leitungswasser

Brauchst du einen Wasserfilter?

16. Apr. 2016 von

Wasserfilter sollen Schadstoffe und Kalk entfernen, auch Tee soll ganz anders schmecken. Die Preise variieren von sehr günstig bis teuer, das Angebot ist groß. Verbraucherschützer sehen jedoch auch Nachteile.

Anbieter von Wasserfilter werben damit, dass ihre Produkte das Leitungswasser von unerwünschten Chemikalien säubern. Das können unter anderem in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide sein, Rückstände von Medikamenten oder Schadstoffe wie Blei oder Asbest. Die Filter gibt es als Kanne für den Tisch, als in die Armatur integrierte Kartusche, oder als Membran, die fest am Rohr installiert wird. Sogar geruchs- und geschmacksstörende Stoffe sollen aus dem Wasser entfernt werden.

Wie funktionieren die Filter?

Filtersysteme können ohne Zweifel verunreinigtes Wasser von Schadstoffen befreien und weich machen. Dafür nutzen die Modelle unterschiedliche Techniken, wie Umkehrosmose-Filter oder in nur eine Richtung durchlässige Membranen. Tischfilter bilden meist eine Kombination von Aktivkohle und sogenannten Ionentauschern. Diese binden im Trinkwasser gelöste Ionen an sich und tauschen sie im Gegenzug gegen andere Teilchen gleicher Ladung aus. So werden beispielsweise positiv geladene Magnesium-Ionen (Kalk) entzogen und durch positiv geladene Natriumionen ersetzt.

Durch das Filtern verliert das Wasser jedoch auch seine mineralischen Nährstoffe. Ebenfalls besteht das Risiko einer Verkeimung, wenn die Filterkartuschen nicht regelmäßig getauscht oder unsachgemäß behandelt werden. Gerade bei Tischfiltern geschehe dies öfters, so Stiftung Warentest.

Gefahr durch Verkeimung

Wie die Apotheken Umschau berichtet, unterzogen die bekannten Konsumentenschützer 2015 neun Tischwasserfilter einer genauen Prüfung. Das Ergebnis war ernüchternd: Die besten Modelle bekamen gerade mal ein „befriedigend“, zwei schnitten sogar mit „mangelhaft“ ab. Die bewerteten Filter konnten die Wasserhärte nicht verlässlich verringern, was den Prüfern negativ auffiel. Ein Filter gab sogar selbst einen Stoff ab, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Der Hersteller nahm das Gerät nach dem Test vom Markt.

Zu denken gab Stiftung Warentest auch, dass sich bei vielen Wasserfiltern schon nach kurzer Zeit Keime ablagerten. Die Experten raten daher, Tischfilter immer im Kühlschrank aufzubewahren. Insgesamt war das Fazit des Tests ernüchternd: Frisch aus dem Hahn gezapftes Leitungswasser sei nicht nur günstiger als mit einem Tischfilter gefiltertes, sondern zum Teil auch sicherer, so Stiftung Warentest.

Notlösung Wasserfilter

Auch die Wasserversorger setzten ungefiltertes Trinkwasser ein. Wasser, das aus deutschen, schweizerischen oder österreichischen Hähnen fließe, sei eines der am besten geprüften Wasser und bedürfe keiner weiteren Aufbereitung, so die zuständigen Behörden. Die Trinkwasserqualität werde regelmässig überprüft und zähle zu der besten weltweit.

Ein Wasserfilter kann dann sinnvoll sein, wenn die Rohre im eigenen Haus bleihaltig sind. In bestimmten Regionen kann dies bei älteren Häusern immer noch der Fall sein. Eine Wasseranalyse gibt dann Aufschluss darüber, ob das Wasser mit Blei belastet ist. Werden die Grenzwerte im Haushalt laut dem Laborreport nachweislich überschritten, besteht Handlungsbedarf. Sollten die Wasserrohre im Haus schuld sein, muss der Eigentümer sanieren. In der Zwischenzeit kann dann ein Wasserfilter aushelfen.