Multiresistente Bakterienstämme

Antibiotikaresistenz: Überraschende Hilfe vom Tasmanischen Teufel?

28. Okt. 2016 von

Infektionen mit multiresistenten Keimen sind schwer oder gar nicht behandelbar. Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen gehen Forscher ungewöhnliche Wege. Überraschende Hilfe könnte nun aus dem Tierreich kommen.

Die Krankenhäuser dieser Welt fürchten sie wie kaum etwas anderes: Multiresistente Keime. Die verschiedenen Bakterienstämme, die zu den „Superbakterien“ gezählt werden, sind gegen die meisten Antibiotika resistent – und damit hochgefährlich. Allein in Deutschland infizieren sich jedes Jahr etwa 500.000 Menschen im Krankenhaus, so die Schätzung der „Berliner Charité“. 15.000 Menschen sterben an den Folgen, die meisten davon durch multiresistente Bakterienstämme verursacht.

Was sind multiresistente Keime?

Die „multiresistenten Erreger“, kurz MRE, sind Bakterienstämme, gegen die unsere gängigen Antibiotika wirkungslos sind. Es gibt verschiedene bekannte Stämme, die wir in der nicht-resistenten Form zum Beispiel als harmlose Darmbakterien kennen.

Durch den oft gedankenlosen Einsatz viel zu großer Mengen Antibiotika in den letzten Jahrzehnten haben einige dieser Stämme Resistenzen entwickelt. Sie vererben die Information der Resistenz bei ihrer Vermehrung. Einmal eingefangene Infektionen sind mit den herkömmlichen Mitteln dann nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Das „European Health Parliament“ hält Aufklärung für einen entscheidenden Faktor. Denn auch heute noch greifen viele Ärzte und Patienten vorschnell zu Breitbandantibiotika. Das und der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung fördert Resistenzen.

Alte Mittel und neue Ideen im Kampf gegen die MRE

Was tun, wenn die Wunderwaffe des letzten Jahrhunderts sich immer häufiger als wirkungslos erweist? Die Forschung an neuer Antibiotika verläuft eher schleppend, denn für Pharmafirmen ist ein Antibiotikum nicht rentabel genug. Die Konzerne fordern daher Unterstützung seitens der Politik für die Erforschung neuer Wirkstoffe. Und bis dahin? Entdecken die Schulmediziner gerade alte Mittel wieder neu. Zum Beispiel Honig!

Zur Wundheilung wird nun immer häufiger ein medizinisches, keimfreies Honigpräparat aus australischen und neuseeländischen Honigsorten der Südseemyrte eingesetzt. Es dringt tief in die Haut ein und verhindert so Entzündungen. Der spezielle Honig ist von einigen Krankenkassen anerkannt.

Auch andere pflanzliche Mittel rücken wieder stärker in den Fokus der Ärzte. Bei vielen unkomplizierten Infektionen helfen die pflanzlichen Präparate gut – und machen damit den Einsatz von Antibiotika überflüssig.

Zudem wird in den Kliniken getan, was möglich ist. So hält man zum Beispiel bestimmte Antibiotika unter strengem Verschluss, damit sich keine weiteren Resistenzen bilden können. Auch penible Hygienevorschriften sollen helfen. Im Klinikum Hagen setzt man sogar auf Halbedelmetall: Nachdem Forscher herausfanden, dass Keime auf Kupferoberflächen nur 30 Minuten überleben können, sind dort nun alle Kontaktflächen wie Türklinken und Fenstergriffe aus Kupfer.

Hilfe aus dem Tierreich

Die Suche nach einer zukünftigen Lösung gegen MRE führt auf ungewöhnlichen Wegen bis nach Australien. Genauer gesagt: Bis zum Tasmanischen Teufel. Das kleine Beuteltier säugt seine Jungen und zieht sie im Beutel auf. Obwohl dieser Beutel eine hervorragende Keimstätte für Bakterien ist, und obwohl die Jungen noch kein ausgebildetes Immunsystem haben, wachsen und gedeihen die Kinder des Tasmanischen Teufels. Forscher haben herausgefunden: Die Muttermilch macht’s.

Denn die enthält sechs verschiedene Peptide, die Bakterien töten. Das Verblüffende: Sie wirken sogar gegen die extrem resistenten Stämme wie goldene Staphylokokken und Enterokokken. Stillen hält also die Jungen gesund! Forscher extrahierten diese Peptide und versuchen aktuell, ein neues Antibiotikum daraus zu machen.