Massentierhaltung

Anti Fleischatlas: Den Fleischkonsum überdenken

29. Jan. 2015 von

Unter abgeordnetenwatch.de erfahren wir, dass die meisten Abgeordneten der Grünen keineswegs vegetarisch leben. Dennoch gibt die parteinahe Heinrich Böll Stiftung seit 2013 den Fleischatlas heraus.

Das Anliegen des Fleischatlas ist es, über Missstände in der Fleischproduktion aufzuklären.Der Untertitel lautet „Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel“. Im vergangenen Jahr haben „Die grüne politische Stiftung“, wie sie sich selbst bezeichnet und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) alias friends of the earth Germany zusammen mit der Monatszeitung Le Monde Diplomatique bereits das zweite Exemplar herausgegeben.

So viel Fleisch isst die Welt

Die veröffentlichten Untersuchungen zur Massentierhaltung sind erschreckend. Aus der ständig wachsenden Nachfrage nach Fleisch resultiert zwangsläufig eine zunehmende Industrialisierung der Tierhaltung und der Schlachtung.

Während der Fleischkonsum in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland innerhalb der letzten 50 Jahre in vergleichsweise geringem Maße angestiegen ist, hat er sich in Asien, Afrika und Lateinamerika verfünffacht. Zwei Drittel des weltweiten jährlichen Fleischkonsums von sage und schreibe 290 Millionen Tonnen entfallen auf diese Kontinente. Mit jährlich ca. 118kg Fleisch ist der pro Kopf-Verbrauch in den USA und Kanada am höchsten. Am geringsten ist er mit jährlich ca. 18kg pro Einwohner in Afrika.

Das Thema Lebensmittel-Verschwendung findet immer mehr Resonanz. Mülltaucher ernähren sich teilweise ausschließlich von den Abfällen, die sie in Supermarkt-Mülltonnen finden. Sie tun dies aus Protest gegen das Wegwerfverhalten im Einzelhandel. Die Anbieter jedoch müssen sich an der Nachfrage orientieren: Weder der Apfel mit Druckstelle noch die welke Frühlingszwiebel wird einen zahlenden Abnehmer finden.

Extra-Fleischatlas 2014

Ein Extra-Fleischatlas hat es sich 2014 zur Aufgabe gemacht, die Verschwendung von Lebensmitteln und insbesondere von Fleisch anzuprangern. Leider wurde etwas schludrig mit den Zahlen hantiert. Für die Berechnungen wurde gerne einmal das Lebendgewicht eines Schlachttieres herangezogen, dann wieder das Schlachtgewicht. Dass der Mensch rein anatomisch nicht in der Lage ist, sich von großen Knochen zu ernähren und auch, dass das Verspeisen von Schweinenasen nicht jedermanns Sache ist, wurde zum Zwecke einer überspitzten Darstellung außer acht gelassen.

Generell hat man es mit den „Daten und Fakten“ in allen drei Ausgaben nicht besonders genau genommen. Dennoch wurde der Fleischatlas von einem Großteil der Medien stark propagiert. „Der wirkliche Skandal ist die völlige Kritiklosigkeit, mit der die Inhalte der Fleischatlanten in der Öko- und NGO-Szene übernommen wurden“ (OneWorld Netzwerk, Österreich), lautete eine der wenigen wenngleich durchaus berechtigten Kritiken. Eine fleischlose Ernährung als einziges Gegenmittel für die Tierquälereien in der industrialisierten Fleischproduktion anzupreisen, ist tatsächlich gewagt. Abgesehen davon, dass sich ein Großteil der Bevölkerung ganz einfach nicht vegetarisch ernähren möchte, stößt diese These auch sämtliche Verbände und Unternehmen vor den Kopf, die erfolgreich eine artgerechte Tierhaltung handhaben. Die Nachfrage nach Alternativprodukten, die weder Umwelt noch Mensch oder Tier schädigen, nimmt immer weiter zu. Doch auch diese Entwicklung wurde im Fleischatlas nicht berücksichtigt.

Tipps für den Einkauf

Ganz klar: Dass das unschuldige rosa Putenbrustfilet unter der schimmernden Plastikfolie einmal ein lebendes Wesen war, machen sich viele Konsumenten nicht bewusst. Erst recht nicht, wenn es im Sonderangebot ist. Auch die Tatsache, dass vor allem Geflügel unter grausamsten Bedingungen gehalten und geschlachtet wird, ändert nichts am Kaufverhalten.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, den eigenen Fleischkonsum verantwortungsbewusst auszuleben, ohne Fleisch und Wurst komplett vom Speiseplan zu streichen. Hier ein paar Tipps für den Einkauf:

  • Klar, Geflügel ist billig und überdies fettarm. In der konventionellen Geflügelhaltung jedoch haben die Tiere weder genug Platz zum Stehen, noch tierärztliche Versorgung. Die Schlachtung erfolgt, indem sie kopfüber an einen Kettenzug mit Haken gehängt, anschließend betäubt und maschinell geköpft werden. Daher sollte man auf das plastikverpackte Putenbrustfilet weitgehend verzichten.
  • Die landwirtschaftliche Wildhaltung hingegen macht tierfreundliche Lebensbedingungen unumgänglich. Weder Wildschwein noch Hirsch würden unter den Bedingungen der Geflügelmast gedeihen. Für diese Tiere sind Auslauf, Licht und Sonne lebensnotwendig. Wer sich also ein leckeres Hirschgulasch gönnt, kann das sicherlich mit gutem Gewissen tun.
  • Wer Frischwurst beim Metzger einkauft, kann sich diese ohne Aufpreis einschweißen lassen. Auf diese Weise bleibt der Aufschnitt bis zu einer Woche haltbar.

Völlig auf Fleisch zu verzichten, kann keiner verlangen. Völlig problemlos hingegen lässt sich zumindest ein fleischfreier Tag pro Woche einrichten. So werden zum Beispiel freitags von vornherein in jeder Kantine und in jedem Gasthaus Fischgerichte und Mehlspeisen angeboten.