Alcopops

Alcopops - Die süße Verführung

28. Mai 2005 von

Nightlife-Kick mit hohem Suchtpotenzial

"Jugendlich, offen, sinnlich, leidenschaftlich, das Getränk für den etwas anderen Nightlife-Kick" - so wirbt Bacardi für sein Mixgetränk Breezer.

Alcopops werden diese Mischungen aus Spirituosen und Limonade genannt. Sie sind erst seit zwei Jahren auf dem Markt und schon ein Renner, vor allem unter Jugendlichen. 240 Millionen Flaschen verkaufte man allein 2002.

Zielgruppe - Junge Frauen

Das Geheimnis dieser Getränke: Man schmeckt den Alkohol nicht. 5,4 Prozent Alkohol, soviel etwa wie ein starkes Bier, enthält etwa eine Flasche der Sorte "Rigo" und schmeckt dabei nur wie eine Tonic-Water-Limonade.

Konzipiert sind die Getränke vor allem für junge Frauen. Getrunken aber werden sie von denen, die den Geschmack von Limonade noch gewöhnt sind: Von Kindern und Jugendlichen.

Der Bielefelder Jugendforscher Prof. Klaus Hurrelmann macht die Alcopops mit dafür verantwortlich, dass der Alkoholkonsum von Jugendlichen in Deutschland nach jahrelangem Abwärtstrend wieder steigt. "15 Prozent der 15jährigen Mädchen sagen, dass sie dieses Getränk jeder anderen Alkoholsorte vorziehen", berichtet Hurrelmann. Bei den Unter-18jährigen stünden Alcopops derzeit an der Spitze des Konsums.

Alkohol erst ab 18

Eigentlich dürfen alkoholische Getränke erst ab 18 gekauft werden, doch auch Jüngere kommen problemlos dran, wie Tests des ZDF ergaben. Weder in Supermärkten noch in Getränke-Kiosken wurden die Jugendlichen abgewiesen.

Erfahrungen mit Alkohol gehören zur Pubertät. "Für die meisten ist das auch ganz normal. Für einen Teil ist das dagegen mit dem Risiko verbunden, süchtig zu werden," sagt der Münchner Suchtforscher Ulrich Zimmermann. Er hat untersucht, welche Jugendliche eher zur Alkoholsucht neigen als andere.

Entscheidendes Alter

Faktoren wie familiäre Vorbelastungen und Stressempfindlichkeit spielen hier eine Rolle. "Niemand kann sich ganz sicher sein, dass er nicht zu den Risikogruppen zählt", sagt Zimmermann. Was für einige in der Clicque nur ein Ausprobieren ist, kann für andere der Beginn einer Alkoholikerkarriere sein.

Gerade im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren zeigt sich, ob Jugendliche zu Alkoholikern werden. Und gerade diese Altersgruppe fühlt sich von den neuen Alcopops besonders angesprochen. Das alarmiert die Forscher.

Erschließung neuer Zielgruppen

Die Spirituosenindustrie verweist auf die Verantwortung der Händler. Die müssten das Alter ihrer Kunden kontrollieren. Eine Sondersteuer auf die Produkte, wie sie die Bundesdrogenbeauftragte Marion Caspers-Merk jetzt vorgeschlagen hat, lehnt sie ab.

Eine solche Steuer hatte in Frankreich den Absatz von Alcopops erheblich reduziert. Eine "Strafsteuer" nennt der Branchenverband BSI entsprechende Pläne. Kein Wunder - ist es doch bei insgesamt abnehmendem Alkoholkonsums gelungen, mit den süßen und nichtalkoholisch schmeckenden Alcopos neue Zielgruppen zu erschließen.

Suchtforscher Zimmermann kommt der Gedanke an einen Tierversuch: "Die Tatsache, dass Alcopops eher sehr süße Getränke sind, erinnert an die Situation von Verhaltensforschern, die Ratten alkoholabhängig machen wollen. Ratten trinken keinen Alkohol von sich aus. Aber wenn man Alkohol mit zuckerhaltigem Wasser vermischt, dann trinken Ratten das durchaus. Und wenn man den Zuckergehalt im Laufe der Zeit immer mehr reduziert, trinken die Ratten tatsächlich auch reinen, puren Alkohol."